Stromwechsel heißt, den Atomkonzernen weh zu tun.

Die vier großen Energiekonzerne – E.ON, Vattenfall, EnBW und RWE – sind die uneingeschränkten Gewinner des Atomdeals der Bundesregierung. Durch die verlängerten Laufzeiten und die damit verbundenen steuerfreien Rückstellungen werden sich ihre Zusatzgewinne zwischen 100 und 150 Milliarden Euro bewegen. Doch ihr Interesse beschränkt sich nicht auf die Milliardengewinne von morgen, sie wollen auch übermorgen den Energiemarkt beherrschen: Mit der Laufzeitverlängerung wird der dynamische Ausbau erneuerbarer Energien ausgebremst, deren Dezentralität einen Machtverlust der großen Vier bedeuten würde. Deshalb sollte klar sein: Die eigentlichen Gegner der Anti-AKW-Bewegung sitzen nicht in Berlin, sondern in Düsseldorf, Essen und Karlsruhe. Und die Konsequenz?

SVO? – No! Avacon? – Weg davon! E.ON? – OFF!

Atomkonzerne abschalten! Für die Region Celle heißt das: Weg von der Stromversorgung Osthannover GmbH, die im Versorgungsgebiet Celle/Uelzen immer noch der marktdominierende Anbieter ist: Die SVO Vertrieb GmbH lieferte 2009 rund 893 Millionen Kilowattstunden Strom an 137.471 Kund_innen sowie rund 1.595 Millionen Kilowattstunden Gas an 49.714 Kund_innen.

Die Geschäftsstruktur ist etwas unübersichtlich: Im letzten Jahr wurde die SVO zu einer Holding GmbH mit den Sparten SVO Energie GmbH sowie SVO Netz GmbH umgeformt. Wichtiger sind die Anteilseigner, und das sind: der Landkreis Celle ist mit 18,8 %, der Landkreis Uelzen mit 13,2 % und der Wasserversorgungsverband im Landkreis Celle mit 4 % - zusammen 36 %. Die E.ON Avacon AG hält 64 %; und diese E.ON Avacon AG gehört zu 66,5 % der E.ON AG, dem größten nichtstaatlichen Energiekonzern der Welt. Über die Tochter E.ON Kernkraft betreibt der Konzern sechs Atomkraftwerke in Bayern, Niedersachsen sowie Schleswig-Holstein und ist an weiteren fünf beteiligt. Mitte diesen Jahres soll E.ON zudem die Betriebsführung für Krümmel und Brunsbüttel von Vattenfall übernehmen.

Hier eine Übersicht:

Kraftwerk Jahr der
Inbetriebnahme
Beteiligung der E.on
Kernkraft in %
Leistung in
Megawatt (MW)
Isar 1 1979 100 878
Isar 2 1988 75 1.410
Brokdorf 1986 80 1.410
Unterweser 1978 100 1.345
Grohnde 1985 83,3 1.360
Grafenrheinfeld 1981 100 1.275
Krümmel 1984 50 1.402
Brunsbüttel 1977 12,5 806
Emsland 1988 33,3 1.400
Gundremmingen 1984 25 2× 1.344

Das sind mindestens 10 gute Gründe, zu sagen: SVO? No! – und den Strom- und Gasanbieter zu wechseln. In Hamburg gibt es eine Kampagne “Tschüss Vattenfall“, an die in Celle/Uelzen angeknüpft werden sollte. Der Wechsel zu Anbietern, die in keiner Weise mit der Atomindustrie verbandelt sind und am bestens selbstverständlich auch keinen Atomstrom vermarkten, tut ihnen wahrscheinlich mehr weh als jede Demonstration oder Pressemitteilung von Greenpeace.

Wechseln - aber wie?

Stromwechsel ist unkompliziert. Es droht keine Versorgungslücke, denn der örtliche Netzanbieter garantiert die lückenlose Stromversorgung. Und der neue Stromanbieter übernimmt die Kündigung beim bisherigen Versorger. Das einzige Problem ist also, den „richtigen“ Anbieter herauszufinden. Gar nichts falsch machen Stromwechsel heißt, den Atomkonzernen weh tun SVO? No! – Avacon? Weg davon!  kann man/frau, bei den „sauberen Vier“: Greenpeace Energy (040 / 808 110-600), Lichtblick (040 - 63 60 0), Elektrizitätswerke Schönau (07673 - 888 50) und Naturstrom (0211 – 77900 – 0). Am einfachsten ist es, „online“ zu wechseln; den Vertrag kann man/frau aber auch telefonisch anfordern. Alle dann für den neuen Vertrag erforderlichen Informationen entnimmt man/frau der letzten Stromabrechnung. Nachdem der neue Vertrag ausgefüllt und abgeschickt ist, erledigt der neue Stromanbieter alles weitere und kündigt für den/die neue Kund_in auch bei der SVO. Hier mal eine Übersicht über die aktuellen Tarife (ab 01.02.2010), vergleichsweise am Ende die SVO:

Anbieter Cent/kWh Grundbetrag in
Euro pro Monat
Greenpeace Energy 24,8 8,90
Lichtblick 23,64 8,95
EWS Schönau 23,9 6,90
Naturstrom 21,25 7,95
SVO (allg. Tarif) 22,5 5,63
SVO (XL Tarif) 20,61 9,52

Die “sauberen Vier” sind also für den einzelnen Haushalt etwas “teurer” als die SVO, der Unterschied ist aber schnell eingespart, wenn zusätzlich zum Wechsel ein paar Energiespartipps umgesetzt werden.

Aber: Wichtig ist der Abschied von dem Atomkonzern E.ON, deshalb spricht nichts gegen einen Wechsel zu Anbietern, bei denen E.ON, RWE, Vattenfall oder EnBW ihre Finger nicht drin haben und deren „Ökostrom“ sich im wesentlichen aus Wasserkraft speist – und da gibt’s einige, die sogar billiger sind als die SVO.

Es muss nicht teurer sein!

Aber da sollte man/frau genau hinschauen, denn wer z.B. bei dem Vergleichsportal VERIVOX nach Ökostromanbietern sucht, wird aktuell die günstigen Angebote bei „priostrom“ esowie „eprimo“ finden. In beiden Fällen wird hier 100 % Wasserkraft als Ökostrom vermarktet, was die Energiewende nicht unbedingt voranbringt, aber die Atomenergiekonzerne an der Stromproduktion nichts verdienen lässt. Aber Achtung: Bei „eprimo“ ist RWE Energy alleinige Gesellschafterin – also Finger weg davon! Bei „priostrom“ ist es etwas komplizierter. Das Unternehmen hat seine Wurzeln im Telekommunikationsmarkt und bietet seit Anfang 2010 auch bundesweit verfügbare Stromtarife an. Letztlich scheint hinter diesem Anbieter die Glotec Ventures, eine international agierenden Venture Capital (Wagniskapital) Beteiligungsgesellschaft, zu stecken.

Immerhin findet sich aktuell ein finanziell attraktiver Anbieter mit weitgehend weißer Weste. Es handelt sich um "stromistbillig Öko S 12 mit jährlicher Vorauszahlung" – das ist ein Angebot der Stadtwerke Pforzheim die ihrerseits nur mit der Thüga AG verbunden sind, einem Gemeinschaftsunternehmen verschiedener Stadtwerken. Dahin kann man/frau wechseln, den Atomenergiekonzernen die Nase zeigen und auch noch sparen. Nachteil: Die Jahresrechnung muss vorab gezahlt werden; aber hier der Vergleich zum jeweils günstigsten Tarif der SVO – selbst unter Nichtbeachtung des Neukundenbonus ist dieser Tarif günstiger als die jeweils günstigsten der SVO:

Jahresverbrauch (in kWh) 1500 2500 3500
Kosten (in EUR) 287,41 494,93 702,34
Neukundenbonus (in EUR) 98,00 98,00 128,00
Vergleich SVO (Diff. in EUR) -114,39 -135,81 -149,52

Am einfachsten ist der Wechsel online über: http://www.stromistbillig.de. Wer sich die Unterlagen postalisch schicken lassen will, kann hier anrufen: 0180 / 579 74 48 (*14 ct/min aus dem deutschen Festnetz).

Wer sich die jährliche Zahlung nicht leisten kann oder will, ist dann vielleicht am besten bei der Aachener energieGUT GmbH aufgehoben. Neben der Beteiligungsgesellschaft der Trianel European Energy Trading GmbH (58,3 %) haben verschiedene Stadtwerke Anteile (41,7 %). Das Ökostromprodukt „Hallo Natur!“ baut auf Strom aus einem Wasserkraftwerk in Bjølvo (Norwegen). Dieser Tarif ist mit dem ok Power-Siegel des Öko-Instituts e.V. ausgewiesen. Der Tarif beträgt aktuell 19,92 ct/kWh sowie monatlicher Grundgebühren in Höhe von 7,12 Euro und liegt so gleichauf mit den normalen Tarifen der SVO. Der Wechsel ist nur online zu machen: www.energiegut.de

In diesem Jahr steht die Neuvergabe der Konzessionsverträge in der Stadt und vielen Landkreisgemeinden an. Die SVO will hierbei im Geschäft bleiben – auch da könnte man/frau ihnen mit dem Wechsel in die Suppe spucken! Deshalb: Jede_r AKW-Gegner_in sollte Teil der Kampagne „SVO? No!“ werden und nicht nur selbst wechseln (falls nicht schon geschehen), sondern vor allem Freun_dinnen und Bekannte zum Wechsel überreden. Ab Mitte Februar wird es voraussichtlich eine Kampagnenwebsite, Flyer, Aufkleber etc geben.