Vor 20 Jahren wurde in Bockelskamp bei Wienhausen ein Gedenkstein für das Nazi-Luftwaffen-„Sonderkommando Elbe“ eingeweiht. Karl-Heinrich Langspecht, Vater des CDU-Landtagsabgeordneten, hatte hierfür sein Grundstück zur Verfügung gestellt – wohl deshalb, weil er selbst dazu gehörte.

Fast alljährlich treffen sich seitdem am 7. April alte und junge Krieger, um „glorreicher Zeiten“ zu gedenken. Häufig mit dabei der Ritterkreuzträger Hajo Hermann (Foto rechts), der jetzt am 05.11.2010 mit 97 Jahren das Zeitliche segnete. Er war die tragende Figur, denn er war ein Mitbegründer des „Sonderkommandos Elbe“. In der Endphase des II. Weltkrieges sollten Jagdflieger unter diesem Tarnbegriff alliierte Bomber mit ihren Jagdflugzeugen rammen und zum Absturz bringen. Die einzige Überlebenschance dieser so genannten „Rammjäger“ bestand darin, rechtzeitig vor der Kollision mit dem Fallschirm abzuspringen. Der größte Einsatz fand an eben jenem 7. April im Jahr 1945 statt. Die Gedenkveranstaltung in Bockelkamp fand zuletzt vor allem auf der Internetseite des „Forums für deutsche Militärgeschichte“ eine Resonanz. Ausführlich berichtete das Militaristen- Internetportal über die Feiern der Jahre 2006 und 2007.

 

„Himmelfahrtskommando für Hitler“ betitelte der SPIEGEL am 29.12.2009 eine Story über die „Selbstmordattacken aus der Luft“. Genaue Zahlen sind von der Luftschacht gegen über 1000 alliierte Bomber nicht greifbar, aber: „[…] möglicherweise wurden bei der Wahnsinnsattacke 133 der 183 deutschen Maschinen vernichtet, nur 15 Rammjäger-Piloten kehrten zu ihrer Einheit zurück.“

Dass in Bockelskamp weniger der Opfer dieses „Wahnsinnsplans“ gedacht wird, sondern einem nationalsozialistischen Heldenmythos, lässt sich an der Teilnahme des Kommandeurs dieser Einheit ablesen. Hajo Herrmann war für die Veranstaltung so etwas wie die Kultfigur. Er gehörte zu einem geheimen Vorauskommando im Spanischen Bürgerkrieg, noch bevor er bei der "Legion Condor" Einsätze flog. Während des Krieges war er als Kampfpilot im Einsatz und wurde Ende 1944 zum Inspekteur der Luftverteidigung ernannt. Seit 1965 arbeitete Hermann als Rechtsanwalt in Düsseldorf. Bis zu seinem Lebensende vertrat er rechtsextremistische Thesen und war einer der bekanntesten Verteidiger von Alt- und Neonazis und Holocaustleugnern. Unter seinen Mandanten waren u. a. Otto Ernst Remer, David Irving und Fred Leuchter. Hajo Herrmann veröffentlichte einige Bücher zum Zweiten Weltkrieg und selbstverständlich war er Mitglied der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger.

Herrmann war ein viel gefragter Gesprächspartner in rechtsextremen Kreisen. Im Januar 2007 hielt er auf dem Bundesparteitag der DVU einen Vortrag. Als Redner war er auch beim 5. "Freiheitlichen Kongress" des NPD-Verlages Deutsche Stimme im November 2007 zugegen. - Eine Gedenkveranstaltung zu Herrmanns Tod am 21.11.2010 wurde von der Holocaustleugnerin und Rechtsextremistin Ursula Haverbeck aus Vlotho gestaltet.

Zurück nach Bockelskamp. Im Jahr 2010 gab es ein Problem: Für die alten Damen und Herren waren schon – wie jedes Jahr - die Monoblock-Gartenstühle aufgestellt. Aber das Mahnmal (siehe Foto) bot den alten und jungen Kriegern wohl keinen würdigen Rahmen, es war „verunziert und geschändet“. So weit wir wissen, fand keine Gedenkfeier statt.

Selbstverständlich kann der Landtagsabgeordnete Karl-Heinrich Langspecht nichts für den Freundeskreis seines Vaters – aber ein bisschen peinlich ist es doch, oder? Und wem das Grundstück heute gehört, auf dem das Mahnmal steht, ist zumindest eine Frage wert.