eMobilität in Celle – mäßige Bilanz beim „Schaufenster Elektromobilität“
E-Bikes verkaufen sich gut, E-Autos nicht – das will die Bundesregierung ändern. Noch hält sie an ihrem Ziel fest, bis 2020 eine Million Elektro-Autos auf die Straßen zu bringen. Einen Schub soll jetzt eine Prämie von 5000 Euro beim privaten Kauf von Elektrofahrzeugen bringen (3000 Euro bei gewerblicher Nutzung). Der gesamte Finanzbedarf wird bis 2020 mit 1,3 Milliarden Euro kalkuliert, wobei 40 Prozent davon die Autohersteller tragen sollen. Umweltbonus nennt sich das Ganze im „Konzept der Bundesregierung zur Unterstützung des Markthochlaufs der Elektromobilität“.
Und auch die Städte und Gemeinden wollen den Kauf von E-Autos attraktiver machen. Mitte März beschloss der Celler Stadtrat, E-Autos von den Parkgebühren zu befreien. Die Stadt beteiligt sich damit an einer Aktion der Metropolregion. Während die meisten anderen Städte die Gebührenfreiheit befristet bis zum Jahr 2020 gewähren wollen, soll dies in Celle bis 2026 gelten. Diese Großzügigkeit lässt sich auch dahin deuten, dass man an einen Erfolg nicht so richtig glaubt. „Die finanziellen Auswirkungen [...] dürften aber zum Gesamtaufkommen auf absehbare Zeit unwesentlich sein“, war in der Beschlussvorlage zu lesen.
Auch andere kommunale Aktivitäten zur Steigerung der Attraktivität von E-Autos sind in den vergangenen Jahren eher ins Leere gelaufen. Im Jahr 2012 erhielt die „Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg“ den Zuschlag für eine Bundesförderung zu einem nationalen „Schaufenster Elektromobilität“. Darüber soll die Öffentlichkeit Elektromobilität erleben bzw. buchstäblich „erfahren“ können. Über den Verein „Kommunen in der Metropolregion“ beteiligte sich die Stadt Celle mit eigenen Beiträgen. Die Stadt wollte sich dabei modellhaft auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur konzentrieren und einzelne Anwendungsszenarien erproben. Konkret ging es zunächst um
- den Ausbau des P+R-Parkhauses am Bahnhof als Mobilitätsschnittstelle auch für Elektrofahrzeuge,
- die Einrichtung einer öffentlichen Ladestation in der Innenstadt,
- den Aufbau einer Lade-Infrastruktur und Ausstattung von Mietern/Eigentümern mit E-Bikes in einer energetisch vorbildlichen Wohnsiedlung mit eigener Energieerzeugung,
- die Erprobung eines Elektrominibusses auf einer Buslinie unter Anbindung der Innenstadt, des Bahnhofs und des Schützenplatzes als ein Parkraum für die Innenstadt.
Was davon ist nach drei Jahren realisiert worden? Die letzten beiden Punkte blieben schon in der Phase der Antragstellung stecken. Realisiert wurden ein paar Ladestationen, und zwar in den von den Stadtwerken betriebenen Parkhäusern Nordwall, Südwall und Union. Die SVO Vertrieb GmbH betreibt eine weitere Ladestation bei ihrer Kundenzentrale in der Sprengerstraße. Zusätzlich aber gab es einen Versuch mit Car-Sharing. In einer Kooperation von stadtmobil Hannover und SVO standen auf der Kanzleistraße ein Elektrofahrzeug und ein Benziner in Celle für Privatkunden und Firmenkunden bereit, ein zweites E-Fahrzeug steht an der Ladestation in der Sprengerstraße. Aber den Benziner zog stadtmobil schon im April letzten Jahres ein und mit dem Auslaufen der „Schaufenster“-Förderung wurde das ganze Car-Sharing-Projekt wieder eingestellt. Grund: Die Fahrzeuge wurden einfach zu wenig genutzt. Als Teil des Gesamtpaketes erhielt dann noch die Tourismus und Stadtmarketing Celle GmbH aus dem Klimaschutzfonds 20.000 Euro für die Anschaffung und den Einsatz von acht E-Bikes im Tourismus. Und seit Dezember 2015 steht eine Schnellladesäule in der Mühlenstraße in Höhe der Rathsmühle.
Viel mehr als ein Dutzend E-Autos dürften aktuell auf Celles Straßen nicht unterwegs sein. Die Stadtverwaltung selbst wird der größte Nutzer sein: Drei VW E-UP und ein Renault Twizy werden beim Bauhof und für die allgemeine Verwaltung eingesetzt, außerdem zwei weitere Fahrzeuge bei der Stadtwerke GmbH. Darüber hinaus stehen allen Mitarbeiter*innen seit Frühjahr 2015 drei E-Bikes für kürzere Dienstgänge zur Verfügung.
So ist es nicht wirklich überraschend, dass Celle in der Bilanz-Broschüre des „Schaufenster Elektromobilität“ mit dem Titel „Metropolregion elektrisiert ...“ nicht vorkommt. Vielleicht ist das aber gar nicht so schlecht, denn die erforderliche Verkehrswende lässt sich mit dem bloßen Umstieg von Öl auf Strom nicht hinbekommen.
Wirklich viel würde sich dadurch nicht ändern, wie der Artikel auf der nächsten Seite zu zeigen versucht.