„I just want to be improvising. That's what I live for.“

Auf seiner diesjährigen Europa-Tour macht Josh Smith erneut einen Abstecher in den Herzog Ernst. Am 2. Mai dürfte er dabei auf ein Publikum treffen, das ihn kennt und schätzt. Denn nach 2011, 2012, 2013 und 2015 ist er bereits zum fünften Mal in Celle.

Der heute 36-jährige Josh Smith war mal so etwas wie das „Wunderkind“ des Blues. Aufgewachsen in Südflorida, veröffentlichte er mit den „The Rhino Cats“ schon 14-Jährig seine erste CD. Nach der Highschool gründete er das Trio „Josh Smith and the Frost“. Seit 2002 lebt er in Los Angeles, tourt permanent durch die USA und seit einigen Jahren eben auch durch Europa.

Seine aktuelle CD „Over Your Head“ ist geprägt durch treibenden Blues-Rock. Beim Titelsong liefert er sich ein aggressives Duell mit Joe Bonamassa. Weitere Gäste sind der Gitarrist Kirk Fletcher („And What”) sowie einer der besten Bluesharp-Spieler auf dem Planeten, Charlie Musselwhite („You’ll Find Love”). Was zeigt, welche Wertschätzung Smith in der Westcoast-Szene genießt.

Bei seinen bisherigen Auftritten in Celle war der Blues im Repertoire zwar dominant, aber Smith hat auch einige Soulnummern im Stil der 1960er Jahre im Programm. Dazu kommen an Power-Trios orientierte Stücke wie auch funk-jazzige Instrumentals. Smith spielt fast ausschließlich eigene Kompositionen. Mit seinem Gesang muss er sich nicht verstecken, aber das eigentliche Erlebnis ist sein technisch perfektes Gitarrespiel. Er hat einen eigenen Sound, wobei er gern auch mal Größen des Bluesrock „zitiert“, vor allem aber seinen Kompositionen jeweils ihr spezielles Feeling verpasst.

Von den bisherigen Celler Auftritten gibt es im Internet rund 20 Aufnahmen, alle in hervorragender Qualität (Rainer Damisch sei Dank) – bei youtube unter dem Channel „Herzog Ernst“ und dann über die Suchfunktion. Für jene, die da mal reinhören wollen, hier drei Tips:

The Way You Do“ ist ein Slow-Blues in B vom 2011er Album „I'm Gonna Be Ready“. Die alte Story von zwei Menschen, die nicht voneinander lassen können, obwohl es wahrscheinlich für sie besser wäre. Über 11-Minuten ist das „großes Kino“, keine Sekunde langweilig – und ein slowhandiger Tribut an alle drei Kings.

Bad Side“ ist eine komplex arrangierte, soulige Nummer und ein Höhepunkt des 2015er-Konzerts. Die Band spielt unheimlich dicht zusammen und insbesondere der Bassist Josh Allen beweist seine Extraklasse. Smith spielt ein griffiges Solo, in das er kleine Gimmicks reinpackt.

Vom smoothigen Instrumental „Penace“ gibt es jeweils eine Aufnahme aus 2011 und 2012. Auf Letzterer lässt eine sehr dezent spielende Band, bei der zudem der Bass über die Keyboard-Tasten läuft, viel Raum für das gefühlvolle Spiel Smiths, bei dem er nebenbei einige technische Feinheiten einstreut.

Am besten aber ist, ihr lasst euch am 2. Mai überraschen und überzeugen.

Fotos: Christine Maass