Der CDU-Oberbürgermeisterkandidat, das Celler Kind und „sein“ Programm

Die beiden großen Parteien inszenieren vor allem ein Showdown zwischen den Oberbürgermeisterkandidaten Dirk-Ulrich Mende und Dr. Jörg Nigge. Da wird der CDU-Kandidat zum Herausforderer, der mit neuen Ideen den alten Amtsinhaber vom Thron jagen will.

Wir haben uns sein Programm angeschaut. Und wir waren erstaunt über die Bandbreite der Forderungen und Ideen. Darunter sind zwar die klassischen Positionen der CDU zu Sicherheit und Ordnung zu finden, aber eben auch Aspekte, die zu jeder modernen (Groß-)Stadtpolitik gehören. Insbesondere die Kapitel zu „Umwelt“, „Mobilität“ und „Vielfalt“ fanden wir im weiten Sinne wählbar.

Das hat uns – ehrlich gesagt – etwas stutzig gemacht. Und siehe da: „Das ist alles nur geklaut.“ (Die Prinzen)

Von wem? Es ist aus dem Programm der im letzten Herbst zur Kölner Oberbürgermeisterin gewählten, parteilosen Henriette Reker. Sie war offiziell von Bündnis '90/Die Grünen zur Kandidatin erkoren und im weiteren von einer „Regenbogenkoalition“ aus CDU, FDP, den Grünen und Freien Wählern unterstützt worden.

Selbst sein zentrales Erzählmotiv hat Nigge von Reker entlehnt. So wie sie ins Zentrum stellt, eine „Kölnerin“ zu sein, preist Nigge sich als „Celler Kind“.
Unten und auf der nächsten Seite haben wir die in beiden Programmen identische Passagen zusammengestellt.

Es ist sicherlich kaum etwas dagegen zu sagen, wenn der Ortsverein einer Partei sein Kommunalwahlprogramm bei einem anderen Ortsverein abschreibt. Aber wer sich um das Amt des Oberbürgermeisters bewirbt, darf es sich mit Copy & Paste nicht derart einfach machen. Nigge hat zu Umwelt, Mobilität und Vielfalt praktisch keine eigene Idee. Es klingt zwar schön, aber ist alles geklaut. Bei einem Oberbürgermeister darf man/frau erwarten, dass er sich nicht mit fremden Federn schmückt. Und die allermeisten seiner konservativen Parteifreunde sind – nebenbei gesagt – die größten Verfechter des Urheberrechts. Und auf der website http://neu.henriette-reker.koeln/ steht unübersehbar: „Copyright 2015 Henriette Reker“

Hat sich Jörg Nigge mit dieser Fehlleistung  selbst aus dem Kandidat*innen-Rennen geschossen? Die CDU steht vor einem noch größeren Scherbenhaufen als nach Biermanns Abgang. Sicher, es geht nicht wie bei zu Guttenberg, Schavan, von der Leyen u.a. um eine Dissertation. Aber wie will jemand eine 1000-köpfige Verwaltung leiten, der schamlos Ideen anderer Wort für Wort für sich vereinnahmt. Welches Vertrauen kann eine Bürgerschaft, die er nach innen und außen repräsentieren soll, noch in einen solchen Mann haben?

Im Heft findet sich auf den Seiten 3 und 4 eine Gegenüberstellung der "geklauten" Passagen.