Panzer verboten - hoffentlich bald überallInterview mit Arne Hilbich, Landschaftsökologe

Der NATO-Truppenübungsplatz (TrÜbPl) Bergen ist derzeit noch der größte seiner Art in Europa. Mit dem Abzug der britischen Truppen, der jetzt schon bis Ende 2015 erfolgen soll, und dem "Umbau" der Bundeswehr ist ein Ende der militärischen Nutzung zumindest eine Option. Während im Landkreis Celle der Rüstungslobbyist und CDU-Bundestagsabge-ordnete Henning Otte sich dafür einsetzt, dass die Bundeswehr diesen "Hochwertstandort" weiter nutzen soll, da sich einzigartige Übungs- und Ausbildungsmöglichkeiten böten, hat der Landschaftsökologe Arne Hilbich eine ganz andere Vision: aus dem Truppenübungsplatz soll ein UNESCO-Biosphärenreservat werden. Wir fragten nach, wie er sich das vorstellt.

??: Du setzt dich seit längerem dafür ein, dass aus dem NATO-Truppenübungsplatz Bergen ein ziviles Naturschutzreservat wird. Aber bevor wir dazu kommen, kannst du unseren Leser*innen vielleicht kurz ein Bild vom Truppenübungsplatz und der aktuellen Situation geben.

!!: Zunächst einmal sollte man sich vor Augen halten, wie riesig der Truppenübungsplatz ist. Es handelt sich um den größten Übungsplatz Mitteleuropas; er ist 284 km² groß, also etwa so groß wie die Fläche der Stadt Bremen - das ist die größte unbesiedelte Fläche Deutschlands.
Die Nazis legten den Platz 1935 zur Vorbereitung des Angriffskrieges auf die Sowjetunion an, damals mussten rund 3.650 Menschen ihre Häuser verlassen. Von den alten Höfen ist wenig geblieben, hier und da findet man noch ein paar Hofeichen, Obstbäume oder Grundmauern. Es gibt jedoch noch einige Ortschaften am Platzrand, die zu den gemeindefreien Bezirken Lohheide und Osterheide gehören - Orte mit eingeschränkter Demokratie, da es hier keine Kommunalwahlen gibt. Auch gehören die Immobilien hier komplett dem Bund. Außerdem finden sich am jeweils westlichen und östlichen Platzrand die großen Kasernen von Oerbke (Bad Fallingbostel) und Bergen-Hohne.
TrÜbPl BergenDer TrÜbPl Bergen ist als Panzerübungsplatz angelegt worden, so wurden hier von den Briten die Kriege im Irak und Afghanistan geprobt. Es gibt 15 Schießbahnen für Kampfpanzer, die sternförmig vom Platzrand in die Platzmitte hinein führen.
Ein Schwerpunkt der Übungen liegt nach wie vor auf Panzer- und Gefechtsübungen, aber auch das meiste andere "Spielgerät" der Militärs wird hier ausprobiert. So wirbt die Bundeswehr in einer Werbebroschüre für den Truppenübungsplatz unter "Übungsmöglichkeiten" auch mit "Drohneneinsatz" und "Minenverlegen"! Es finden auch Übungen mit dem Kampfhubschrauber "Apache" statt.
Die Hauptnutzer sind derzeit die Bundeswehr und die Britische Armee, in geringerem Umfange andere NATO-Truppen. Allerdings ziehen die Briten ja nun bis 2015 aus Bergen und Bad Fallingbostel ab, womit einer der Hauptnutzer entfällt, weshalb wir meinen, dass es an der Zeit ist, dass nicht nur die Briten abziehen, sondern das ganze Militär. Denn nach wie vor stellen die Schießübungen eine große Belastung für die umliegenden Ortschaften dar. Wenn es im Kurort Bad Fallingbostel mit seiner Herzklinik mal wieder so richtig knallt, reisen auch schon mal Gäste wieder ab. In den Orten am Platzrand haben viele Häuser Risse von dem seit fast 80 Jahren andauernden Geballer. Und nun gedenkt die Bundeswehr, auf ortsnahen Schießbahnen, auf der lange Zeit eine eingeschränkte Nutzung galt, wieder kräftig das Nachtschießen und die Schießintensität zu erhöhen.
Dennoch - trotz großer Zerstörungen durch die Panzerfahrten und sonstige Spuren des Übungsbetriebes findet man auf dem TrÜbPl in Teilen eine wunderschöne Landschaft - sehr hügelig mit riesigen Heide- und Moorflächen, vielen Gewässern und naturnahen Wäldern. Vor der Einrichtung des Übungsplatzes war dies eine der beliebtesten Urlaubsregionen des damaligen Deutschen Reiches.

??: Als ich mich für dieses Interview ein bisschen schlau machen wollte, habe ich entdeckt, dass es in den 1990er Jahren einmal ein umfangreiches Forschungsprojekt zur Konversion des Truppenübungsplatzes gab. Weißt du wie es seinerzeit dazu kam und kannst du uns etwas über die Ergebnisse der Studien sagen?

!!: Der Anlass für diese Studie war die Anfang der 1990er Jahre auftretende Hoffnung, dass es nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall der Sowjetunion auch eine militärische Entspannung und ein Ende des Militärbetriebes geben würde. Es gab seinerzeit schon einmal eine Bürgerinitiative zur Auflösung des Truppenübungsplatzes, und die hat damals initiiert, dass es diese Studie von der Stiftung "Die Schwelle" unter Dr. Burkhard Luber gab. Die Studie ist sehr umfangreich und umfasst sechs Bände. Die wesentlichen Ergebnisse decken sich dabei gut mit unseren Ideen und Forderungen: Einrichtung eines Großschutzgebietes mit sanftem Tourismus, Besucherlenkungskonzepte, Einrichtung einer Fachhochschule in den Kasernen - all das wird als gut umsetzbar angesehen. Vor allem aber wird in der Studie darauf hingewiesen, dass der Anstoß und der Wille zu einer Konversion aus den umliegenden Städten und Gemeinden kommen muss, wenngleich diese Mammutaufgabe natürlich nur mit Unterstützung des Landes und des Bundes zu leisten ist. Als Initialschritt wird für die Städte Bergen und Fallingbostel die Einrichtung einer "kommunalen Arbeitsgemeinschaft Konversion" vorgeschlagen - das ist leider bis heute nicht passiert und nun gibt es lange Gesichter, wo die Britische Armee tatsächlich abzieht.

??: Wie würdest du heute die ökologische Bedeutung dieses riesigen Gebietes einschätzen? Der Wolf ist ja wahrscheinlich nur ein Randthema. Vor allem aber fragen wir uns: Gibt es nicht gewaltige Probleme mit Altlasten?

!!: Der ökologische Wert des Gebietes ist enorm hoch - dies ist auch der Grund, weshalb wir fordern, aus dem gesamten Gebiet ein Biosphärenreservat zu machen. So bizarr es zunächst mal klingen mag - die mittlerweile fast 80-jährige militärische Nutzung hatte immerhin den Vorteil, dass dieses Gebiet nicht der industriellen Landwirtschaft zum Opfer gefallen ist und es deshalb kaum eine Belastung durch Überdüngung oder Pestizide gibt. Deshalb und durch die verhältnismäßig große Ungestörtheit vieler Bereiche finden sich eine enorme Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere. So gibt es unter anderem die größte Birkhuhn-Population Mitteleuropas und Arten wie den Seeadler, den Schwarzstorch und - ich freue mich da sehr darüber - auch wieder die Wölfe, die ja jetzt sogar Welpen bekommen haben.
Rechtlich gesehen sind große Teile des Übungsplatzes bereits jetzt Schutzgebiete - nämlich EU-Vogelschutz-gebiet und Schutzgebiete nach der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Schutzgebiet). In diesem Falle darf allerdings in den Schutzgebieten lustig Krieg gespielt werden. Es gibt sogar die merkwürdige Vereinbarung, dass hier die Bundeswehr für das Management der Schutzgebiete zuständig ist; eine Aufgabe, die eigentlich die Naturschutzbehörden wahrnehmen. Die Bundeswehr ist hier also von Amts wegen in den Stand einer Naturschutzorganisation erhoben worden. Das ist natürlich eine echt scharfe Geschichte, zumal es für den zivilen Naturschutz schwer ist, der Bundeswehr auf die Finger zu schauen, da man ja kaum Chancen hat, in das Gelände zu gelangen.
Diese Schutzgebiete müssen nach EU-Recht auch nach dem Ende des Militärbetriebes erhalten bleiben. Jedoch besteht die Gefahr, dass die nicht unter Schutz stehenden Randbereiche des Platzes, die den wertvollen Kernbereich von der Umgebung abschirmen, dann zum Beispiel in Maisäcker umgewandelt werden oder es zu einer großflächigen Ausbeutung der Erdgasvorkommen, womöglich gar mit Fracking, kommt. Deswegen wollen wir für das Biosphärenreservat nicht nur die Sahnestücke, also die sowieso schon geschützten Bereiche, sondern die ganze Torte.
Aber es stimmt, diese "Torte" ist teilweise verseucht, es gibt große Probleme mit Altlasten. Durch unzählige Munitionsreste kommt es stellenweise zu einer starken Belastung des Bodens mit Schwermetallen. In der Studie aus den 1990ern wurde auch diese Problematik untersucht. Der Autor hat damals in Bodenproben stark erhöhte Werte von u.a. Cadmium, Blei und Quecksilber gefunden, weist aber darauf hin, dass ihn die Bundeswehr damals gar nicht zu den besonders kritischen Punkten vorgelassen hat. Außerdem findet man eine weitreichende Bodenerosion und eine Verschmutzung von Boden und Wasser mit Treibstoffen. Wir hoffen, dass die Angaben stimmen und dass hier nicht mit uranhaltiger Munition geprobt wurde, aber wer weiß das schon genau.
Der Militärbetrieb bringt auch weitere negative Folgen mit sich. So sieht es in Teilen des EU-Vogelschutzgebietes auf dem Platz aus wie auf einem Schrottplatz. Übungsdörfer, Zielvorrichtungen und das enge Straßen- und Wegenetz führen zu einer Störung der Tierwelt. Denn trotz der teilweise einzigartigen Natur sollte allen klar sein: Das vordergründige Ziel der Militärs ist nicht der Naturschutz, sondern das Üben des Krieges. Ein ziviler Naturschutz könnte hier viel gezielter und effektiver arbeiten. Der Truppenübungsplatz kostet wöchentlich rund 750.000 € in der Unterhaltung. Wenn man später davon auch nur einen Bruchteil für ein Schutzgebiet hätte, könnten alle Heidschnucken ein Goldkettchen tragen!

??: Du setzt dich für eine Konversion hin zu einem Naturschutzreservat oder einen Nationalpark ein. Was müssen wir uns hinsichtlich der Nutzungen oder Nicht-Nutzungen darunter vorstellen? Wie würdest du ein solches Projekt gesellschaftlich, ökologisch, aber auch hinsichtlich der betroffenen Regionen einschätzen?

!!: Uns schwebt die Einrichtung eines UNESCO-Biosphärenreservates vor. Allerdings verwenden wir die Bezeichnung "Biosphärengebiet", das klingt besser als das etwas negativ besetzte Wort "Reservat". Der Vorteil eines Biosphärengebietes gegenüber einem Nationalpark ist sein Drei-Zonen-Prinzip. So gibt es eine Kernzone, eine Pflegezone und eine Entwicklungszone. Die Kernzone ist ein Bereich, in dem die Natur sich selbst überlassen wird und der Mensch nicht hinein darf. Dies könnte auf dem Platz kleinere Bereiche wie Moore und Naturwälder umfassen. In der Pflegezone kommt es zu einer schonenden Landnutzung wie zum Beispiel der Offenhaltung von Heideflächen durch Schafbeweidung. Dies sind auf dem Platz die größten und schönsten Flächen, die sich ideal für einen sanften Tourismus eignen. Und die Entwicklungszone - die kann auch die ganz normale umliegende Landschaft mit Landwirtschaft und Siedlungen umfassen. Unsere Idee ist nämlich, dass nicht nur der Übungsplatz selber, sondern auch sein Umland zum Biosphärengebiet werden könnte. Selbst Bergen, Winsen und Celle könnten also Teil des Biosphärengebietes werden. In einer solchen "Entwicklungszone" werden natürlich nicht die dort lebenden Bewohner*innen vertrieben - diese Zuordnung bedeutet nur, dass dann dort verstärkt Projekte gefördert, die zu einem ökologischen Umbau der Region beitragen und regionale Strukturen fördern, wie z.B. Bio-Landwirtschaft und traditionelle Handwerksbetriebe.
Das ist das Faszinierende an der Idee des Biosphärengebietes: Klar geht es zunächst einmal darum, ein wertvolles Stück Natur zu bewahren. Aber im Gegensatz zum Nationalpark, in dem es ganz überwiegend nur um Naturschutz geht, hat das Biosphärengebiet einen "ganzheitlichen" Ansatz, der auch die Bevölkerung mit einbezieht und eine ganze Region positiv verändern kann.
Dafür gibt es auch genug gute Vorbilder, wo vorher vom Militär geprägte Gegenden in ein Biosphärengebiet. umgewandelt wurden und mittlerweile aufblühen. Ein Beispiel ist das Biosphärengebiet "Schwäbische Alb", wo selbst größere Ortschaften wie Bad Urach dazu gehören.

??: Das Projekt dürfte nicht nur Begeisterung hervorrufen. Die Zivilangestellten z.B. wären sicherlich froh, wenn sich der Celler Bundestagsabgeordnete Henning Otte mit seinen Vorstellungen von einer militärischen Weiternutzung durchsetzen würde. Und ich muss sagen, in der Stadt Celle zumindest - aber auch, was wir aus Bergen und Fassberg so mitbekommen - vertritt bisher niemand diese Idee des Umbaus zu einem Nationalpark. Wie sieht das im Heidekreis aus?

!!: Im Heidekreis sorgt die Idee eines Biosphärengebietes derzeit bei vielen Leuten für Begeisterung, denn eines ist klar: Die Briten ziehen ab, und dies wird zu schweren wirtschaftlichen Einbußen führen. Diese Lücke wird auch ein verstärktes Engagement der Bundeswehr nicht schließen können, denn es waren die stationierten briti schen Familien, die viel Geld in den Orten gelassen haben. Somit ist abzusehen, dass es wirtschaftlich abwärts gehen wird, wenn es nicht eine andere Lösung gibt. Und diese Lösung kann nicht weiter der Übungsplatz sein, denn er behindert nur die Entwicklung vor Ort. Von der Lage her sind Bad Fallingbostel und Bergen die letzten Zonenrandgebiete Deutschlands. Überall offene Grenzen, nur hier: Halt! Schießbetrieb! So kann man auch keinen vernünftigen Tourismus entwickeln. Mit einem Biosphärengebiet wäre das völlig anders. Bergen und Bad Fallingbostel wären auf einmal in einer 1A-Lage, direkt am oder sogar im Schutzgebiet, und "Biosphärengebiet" ist eine "Marke", die naturverbundene und häufig auch gut verdienende Tourist*innen magisch anzieht. Hinzu kommen die vielen Fördermöglichkeiten, die eine Region dann anzapfen kann, ganz im Gegensatz zu den Aussagen zum Abzug der Briten, dass die Kommunen selber sehen müssen, wie sie mit den Folgen klar kommen.
Und zu den Zivilangestellten kann ich nur sagen, dass wir sie auch in Zukunft benötigen werden. Sie sind schließlich die Fachleute, die das Gelände am besten kennen. Aber dann gibt es für sie eben eine sinnerfüllende Arbeit wie die Pflege und Instandhaltung eines wunderschönen Schutzgebietes und nicht das Aufstellen von Zielscheiben für einen Krieg bringenden Übungsbetrieb. Denn bei einer Umwandlung wird es erst mal schon viele Jahre Arbeit geben mit den Aufräumarbeiten, der Altlastenbeseitigung, dem Umbau des Wegenetzes etc..
Aber die Idee des Biosphärengebietes in der Heide ist noch zu neu, als dass sie in weiten Kreisen bekannt ist. Wir finden aber, dass auch die derzeit laufende Suche nach einer Nachnutzung der Kasernen ("KonRek") eigentlich nicht ohne die Schließung des Übungsplatzes gedacht werden kann. Viele tolle Ideen für die Kasernen wie z.B. die Einrichtung einer Fachuni für Öko-Landbau ließen sich erst mit den Flächen des Übungsplatzes umsetzen.
Im Heidekreis gründen wir gerade einen Verein, "Initiative Biosphärengebiet Hohe Heidmark". Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir auch im Landkreis Celle Interessierte erreichen können.

??: Vielleicht noch eine letzte Frage: Früher waren Konversionsideen häufig auch antimilitaristisch kontaminiert, heute habe ich den Eindruck, dass Konversion eine rein technokratische Veranstaltung ist. Es wird nur gefragt, wie lassen sich wegfallende Arbeitsplätze ersetzen, wie lassen sich Militärbrachen verwerten, was lässt sich mit den Wohnungsleerständen anfangen. Da sitzen dann Rathauschefs und Ministerialbürokratie zusammen und verwalten das "Elend", ohne tatsächlich Zukunft entwickeln zu wollen. Was ist dein Eindruck?

!!: Ja, das sehe ich genauso. Antimilitarismus kann ich zumindest bei den Entscheidungsträgern wenig erkennen, dafür ist die Region einfach zu lange vom Militär geprägt worden. Wenn bei einer Neujahrsfeier der SPD im Heidekreis schon für die Aktion "Gelbe Schleife - Solidarität für die Soldaten im Auslandseinsatz" gesammelt wird, spricht das ja Bände. Oder die sogenannte "Stadtfreiheit" in Bad Fallingbostel, wo die britischen Soldaten mit scharfen Waffen durch die Stadt marschieren dürfen. Viele Kommunen haben sich jahrzehntelang bequem eingerichtet mit den stetig fließenden Geldern der Militärs und können sich gar keine andere Welt mehr ohne ihren schönen Übungsplatz vorstellen. Das ganz Offensichtliche, dass man nicht nur die Kasernen, sondern auch den Übungsplatz schließen könnte, das traut sich derzeit kaum einer zu sagen, das ist ganz, ganz böse. Dabei wäre dies eine echte Jahrhundertchance und ein Neuanfang, um die im Schatten des Schießlärms vor sich hin dämmernden Orte zu neuem, bunten Leben zu erwecken.
Auch in unserer Initiative ist natürlich der Hauptantrieb, mit dem Biosphärengebiet die Naturschätze zu bewahren und aus dem Platz, von dem millionenfaches Leid ausging, endlich etwas Friedliches und Positives zu schaffen. Aber genauso wichtig ist es auch, die Militarisierung der Gesellschaft insgesamt zu bekämpfen. Während wir hier vor Ort sagen, die Panzerschlachten gehören doch der Vergangenheit an und deshalb wird der Übungsplatz Bergen nicht mehr gebraucht, müssen wir natürlich auch die Gesamtentwicklung der Bundeswehr sehen. So zeigt die Bundeswehr auf anderen Übungsplätzen schon die genauso hässliche Fratze einer global und "flexibel" agierenden, Rohstoffe und Märkte erkämpfenden "Zukunftsarmee". So wird derzeit auf dem Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt für 100 Mio. € eine ganze Übungsstadt mit über 500 Gebäuden, U-Bahn-Tunnel, Industriegebieten, Autobahn etc. gebaut, um Auslandseinsätze mit Häuserkämpfen zu trainieren, mit "Attentätern, die sich in Menschenmengen verbergen" (O-Ton Bundeswehr!!). Dies gehört genauso angeprangert und es ist wichtig, sich mit den Initiativen, die dort vor Ort aktiv sind, zu solidarisieren. Und so lautet unsere Forderung: Erst eine militärfreie Heide, dann eine militärfreie Welt oder gerne auch beides auf einmal!!
Arne Hilbich, geboren in Dorfmark und aufgewachsen in 3 km Entfernung zum Truppenübungsplatz, ist Dipl. Landschaftsökologe, langjähriger Teamer des Internationalen Jugendworkcamps in Bergen-Belsen und Mitbegründer des Vereins "Initiative Biosphärengebiet Hohe Heidmark". Er lebt in Oldenburg und Bad Fallingbostel.