AlarmsignalAlles ist vergänglich - oder?

Eigentlich wollten wir schon immer einmal ein Interview machen mit Celles bundesweit wohl bekanntester Band: den Deutschpunkrockern von ALARMSIGNAL. Nachdem wir jetzt in einem Gespräch über "Punkkultur und Veganismus" auf ein neues Stück von Alarmsignal hingewiesen wurden, nämlich "Gefressen werden", war es soweit: Die Ende 2012 erschienene CD "Alles ist vergänglich" (mehrmals) durchgehört, Kontakt aufgenommen und Fragen ausgedacht. Geantwortet haben uns Kühn (Drums/Vocals), Steff (Bass/Vocals), Bulli (Gitarre/Vocals) und Borsti (Gitarre, Vocals) - auf dem Foto unten von links nach rechts.

??: Ich finde an Punk oft spannend, dass Zeitstimmungen in den Texten ziemlich direkt transportiert werden. Bei eurer neuen CD findet sich aus meiner Sicht da eine Spannung, die sich ja auch schon im Titel ausdrückt. Also ich meine, das Wissen, dass wir nicht am Ende der Geschichte sind, einerseits - aber auf der anderen Seite gibt's aktuell in unserm Land nicht gerade eine Idee, wie dieser verrottete Kapitalismus zu seinem verdienten Ende gebracht werden kann. Ich habe den Eindruck, ihr versichert euch eurer Position und versucht, Haltungen zu retten oder zu bewahren, aber eigentlich haben wir nach vorne gerade nicht so prickelnde Ideen. Auf der anderen Seite ganz klar: Eure Art Punk, also mit den singalongs, konstruiert dagegen ja trotzdem immer ein community-Gefühl. Wie erlebt ihr das auf euren Konzerten? Und vielleicht anders gefragt: Was bedeutet "no future" für euch aktuell?

Steff: Ich finde "No Future" im klassischen Sinne hat immer ein wenig was von Aufgeben, sich mit dem Umständen in dem Wissen zufrieden geben, dass sowieso alles scheiße ist und nichts besser wird. Was es aktuell für mich bedeutet, lässt sich schlecht in Worte fassen, da es ein hin und her zwischen Kampf und Resignation ist, wobei ersteres glücklicherweise meistens die Oberhand gewinnt. Den Traum, dass vielleicht doch noch mal alles zumindest ein Stück weit besser und gerechter wird, habe ich noch nicht komplett ausgeträumt, nur lassen mich diverse Umstände mittlerweile einfach in kleineren Dimensionen träumen. Für eine wahre Veränderung, geschweige denn einen radikalen Aufstand, geht's der abgestumpften Gesellschaft in ihrem bequemen Sessel einfach zu gut, aber immerhin habe ich weiterhin das Gefühl, dass ich die kleine Welt um mich herum für mehr Gerechtigkeit oder Toleranz öffnen kann. Das ändert zwar nichts an meinen Zukunftsängsten und ist meistens auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ... aber es ist immerhin ein Tropfen.
Kühn: Lustig, ich habe die Textzeile geschrieben ,,wir sind nicht sehr originell und schon gar nicht aktuell''. Jetzt sagst Du, dass Zeitstimmungen durch Punk direkt transportiert werden können. Ich denke, da hinken wir immer etwas hinterher, da z.B. zwischen dem Texten, der musikalischen Umsetzung und der Aufnahme und Veröffentlichung manchmal Monate oder Jahre stehen. Und natürlich schafft Punk und damit auch unsere Musik ein Gemeinschaftsgefühl und eine Identifikation, was eben bei Konzerten (nicht nur bei uns, sondern generell) am Deutlichsten wird. Wir als Band transportieren dabei natürlich auch unsere soziopolitischen Positionen und vermitteln dadurch etwas, das kann aber immer nur ein Denkanstoß sein. So oder so läuft es natürlich oft auf ein sinn - und identitätsstiftendes ,Du bist nicht allein' hinaus. Wenn ich dadurch ,,Haltungen retten oder bewahren'' kann, mache ich das gern. Ich hoffe, Du hast jetzt von uns keine ,,prickelnde Ideen nach vorn'' erwartet. Die musst Du schon selber haben. Und wir singen nicht mehr von no future, weil wir viel näher dran sind ;)
Borsti: Realpolitisch bedeutet mir "no future" persönlich wenig, bzw. gar nichts, denn weiter geht es immer irgendwie, zur Not halt auch ohne Menschheit. In Bezug auf Punkrock und Szene würde ich "no future" aber auch eher als Ausdruck der Frustration über bestimmte Umstände/ Verhältnisse verstehen. Ich denke, dass das Lied "God save the Queen" von den Sex Pistols zu diesem Ausdruck stark beigetragen hat und wer das Lied kennt weiß, das es darum ging dem Establishment ordentlich auf den Teppich zu kacken, indem man das Ende des britisch (faschistischen) Empire besingt.

??: Einige Songs sind ja richtig griffige Kritik. Ich denke an "Future X", was gegen die Festung Europa geht, oder "Gefressen werden". Diesen Song gegen die Fleischindustrie hat youtube versucht zu sperren. Könnt ihr dazu was erzählen?

Kühn: Zum Punkt ,griffige Kritik' möchte ich anmerken, dass die Themen ja nicht unbedingt neu sind; "Front X" zum Beispiel behandelt ein Thema, dass schon von Fahnenflucht, Dritte Wahl oder auch den Hosen aufgegriffen wurde, nämlich die Abschottung der sog. 1. gegen die sog. 3. Welt. Das Video "Gefressen werden" arbeitet mit vielen Schockbildern und wurde deshalb von Youtube gesperrt. Uns war aber wichtig darzustellen, wie es wirklich ist, sprich: wie das millionenweise Abschlachten von Tieren abläuft. Deshalb kann das Video immer noch gesehen werden, durch viele nette freiwillige Helferlein, die das Video über ihren Privataccount neu hochladen, sobald Youtube es irgendwo sperrt. An dieser Stelle Dank an euch, die ihr es hochgeladen habt, ohne euch würd's nicht laufen!!!
Steff: Es gibt einfach Thematiken, die man in aller Deutlichkeit darstellen muss, damit sie überhaupt wahrgenommen werden. Das haben wir beim Video zu "Gefressen werden" versucht, welches eben diverse Mitschnitte aus Schlachthäusern enthält und auf blutige, traurige und bestialische Weise widerlegt, dass einem Tier bei der Tötung so wenig Schmerzen wie möglich zugefügt werden. Zweifelsohne ist das harte Kost und es gab auch Rückmeldungen von Leuten, denen das ne´ Spur zu krass war oder die es nicht bis zu Ende sehen konnten, aber es ist nun mal die Realität und wer sich an der Fleischtheke bedient, sollte sich ruhig mal mit den Stationen und Methoden davor beschäftigen. YouTube hat das Video jedenfalls aufgrund der brutalen Szenen nach zwei Tagen gelöscht, später dann aber mit Altersnachweis (ab 18) wieder frei gegeben.
Bulli: Irgendjemand hat das Video bei Youtube "gemeldet". Das Material ist anscheinend zu krass - allerdings gibt es genau diese Szenen schon bei Youtube - denn wir haben genau dort gesammelt und zusammen schneiden lassen. Natürlich haben wir die Urheber um Erlaubnis gebeten und alle waren einverstanden. Wir haben durch das Video auch Rückmeldungen von Leuten bekommen, die dadurch Vegetarier geworden sind. Vor dem Video sind auch schon öfters Konzertbesucher*innen auf uns zugekommen, die uns erzählt haben, dass sie sich wegen unserer Texte anfingen (kritisch) zu informieren und nun Vegetarier*innen bzw. Veganer*innen sind. Wenn so was passiert, dann weiß man, dass man das Richtige getan hat!

??: Bei der kleinen Celler Hardcore-Scene der 1990er bin ich das erste Mal dem "Veganismus" begegnet. Habt ihr den Eindruck, dass Tierrechtsfragen in der Punkscene mehr diskutiert werden als anderswo? Ich denke gerade daran, dass ja auch Rasta Knast mit "Die Katze beißt in Draht" einen Song gegen Tierversuche gemacht hat.

Borsti: Na ja, du sagst es ja selber, die Hardcoreszene steht dem in nix nach, ich würde sagen dort ist die Thematik sogar noch viel verbreiteter. Allgemein hab ich das Gefühl, dass Tierrechte immer mehr Platz in der Gesellschaft finden, gut so! Leider ist es auch aber auch oft so, dass dieses Thema politisch missbraucht wird um sich ein soziales Gesicht zu verpassen. So scheut auch die NPD nicht davor zurück dieses Thema für sich Medienwirksam zu instrumentalisieren und z.B. ihren Tierrechtsstand direkt neben den Grünen aufzubauen. Vorsicht - wer´s nicht mal mit Menschenrechten hat, kann es mit Tierrechten auch nicht wirklich ernst meinen!
Steff: Es ist kein unbedeutendes Thema in dieser Szene, aber ich denke, es wird nicht mehr diskutiert als anderswo. Es gibt viele AJZ´s, da ist es ganz normal, dass vegetarisch oder vegan gekocht wird, andere hingegen nehmen´s nicht so genau. Wir wollen natürlich, das sei noch erwähnt, keinesfalls den Eindruck erwecken, dass wir mit der Ernährungskeule hantieren, aber bewusster Einkaufen/sich bewusster Ernähren ist sicher kein verkehrter Schritt.

??: Wollen eigentlich Leute mit Euch über die Themen diskutieren, die ihr in den Stücken verarbeitet?

Bulli: Manche Leute sprechen uns schon drauf an. Zu einem sehr großen Teil geht es ja auch um die Texte. Natürlich auch um das musikalische Arrangement. Sonst würde man sich nicht zwei Wochen im Tonstudio mit Soundfragen oder Anschlagtechniken beschäftigen. Die Texte wollen ja auch zu unserer Zufriedenheit transportiert werden. Aber mich, und ich denke auch die anderen, beruhigt es zu wissen, dass sich die Hörer auch mit unseren Texten beschäftigen - gerade wo man doch so oft hört (und das wird es auch ganz bestimmt geben), dass sich die Leute nur die Musik anhören und sich einen Dreck um gesungenen Texte kümmern.
Steff: Das kommt wohl schon mal vor, aber eher selten. Manchmal zieht sich die Hörerschaft die Antworten auch aus den Linernotes, die wir jedem Songtext anhängen. Ansonsten sind Fragen zu den Texten aber auch immer erwünscht, denn in einem 2-3 Minuten Song kann man große Themen oft nur anschneiden oder sie oberflächlich zusammenfassen. In Diskussionen oder netten Gesprächen kann man die ganze Sache dann auch noch etwas detaillierter angehen.
Kühn: Also mir passiert das eher selten, die meisten wollen mit mir nur was trinken ... und oft ist das "Setting" (Konzert und drumrum) nicht dafür geschaffen, tiefsinnige Diskussionen zu führen. Aber ich wurde auch schonmal angeschrieben, so per mail, und der wollt echt viel wissen zu `nem Text von mir und da wurde dann eine lange schriftliche Diskussion draus.

??: Eure neue CD ist ja nicht mehr auf dem Nix Gut-Label erschienen, sondern auf Antikörper-Export. Es gab vor einiger Zeit ja Diskussionen darum, dass Nix Gut über irgendeinen Merchandise-Deal Geschäftsbeziehungen mit die Band Freiwild geknüpft hatte. Nur als Anmerkung: Dass die einen südtiroler völkischen Nationalismus vertreten, ist - glaube ich - unstrittig. Wie geht ihr mit so was um - und hat das eine Rolle gespielt beim Labelwechsel?

Kühn: Na, wie wir mit sowas umgehen, war ja durch den Labelwechsel recht deutlich; wir hatten schon vorher unsere Problemchen mit dem Label- und Katalogprogramm von Nix Gut, auch wenn wir die Leute von NG persönlich sehr schätzen. Dann kam uns gerade recht, dass Bulli bei uns eingestiegen ist, der ja das Anti-Export Label macht... is ja auch cool, wenn alles so bei uns bleibt.
Steff: Die Geschäftsbeziehungen mit Frei.Wild haben das Fass quasi zum Überlaufen gebracht, aber trotz der im Vorfeld geführten Gespräche wegen der ein oder anderen fragwürdigen Oi! Band im Verkaufssortiment, mussten wir im Laufe der Zeit einfach feststellen, dass jede Partei ihre Schmerzgrenze woanders hatte. Wir sind Nix-Gut weiterhin dankbar für die damalige Arbeit, und für unseren Werdegang war dieses Label auch enorm hilfreich, das werden wir stets im Hinterkopf behalten.

??: Aufgenommen habt ihr in den Whiteline-Studios in Braunschweig. Was mich mal interessieren würde: Wieviel Tage habt ihr für "Alles ist vergänglich" im Studio verbracht? In welchen Schritten nehmt ihr eigentlich auf?

Kühn: Wir haben nicht lange gebraucht und sind, wenn wir erst einmal dabei sind, sehr routiniert und professionell, finde ich. Hahahaha. Außerdem ist es ja Punkrock und nicht so kompliziert alles.
Borsti: Man muss sich ja n´ bisschen ranhalten, sonst wird´s teuer. Zuerst wird das Schlagzeug abgenommen (sprich wir spielen alle zusammen, aber nur das Schlagzeug wird aufgenommen). Der Bass wird als zweites eingespielt. Dann werden Gitarren über Schlagzeug und Bass gespielt, als nächstes wird drüber gesungen, dann noch Chöre und Solos und zu guter letzt wird abgemischt und fertig is' die Laube.
Steff: Ich glaube, mit Abmischen waren wir um die 10 Tage dabei, wobei diese ganze Abmischerei nicht unbedingt weniger Zeit in Anspruch nimmt, als die eigentliche Aufnahme. Ist gar nicht leicht, da immer auf einen Nenner zu kommen, weil vier Menschen auch manchmal vier verschiedene Vorstellungen vom Sound haben.

??: Die CD gibt's jetzt erstmals auch als Vinyl. Ist das ein privater Luxus, den Ihr Euch leistet - oder gibt es inzwischen ausreichend Alarmsignal hörende Zahnärzte und Orthopädinnen?

Kühn: Dieser Luxus wurde uns angeboten und wir haben ihn dankend angenommen.
Steff: Genau, und es kostete uns nix! Wir wollten schon vom letzten Album eine Vinyl-Version machen, haben das aber irgendwie verpennt. Kurz vor der Veröffentlichung unserer aktuellen Scheibe trat ein Indie-Label aus Leipzig an uns heran und äußerte Interesse an der Vinyl-Veröffentlichung. Die übernahmen die kompletten Presswerk-Kosten und noch besser - das Ganze läuft ohne Verträge ... und auf Vertrauensbasis.
Borsti: Das DIY Platten Label SM Musik hatte anscheinend Überschuss in der Portokasse. War´n wa auch erstma Platt(e). Und nu steht das Ding im Regal.

??: Habt ihr eigentlich Einfluss auf die Preisgestaltung? Ich frage deshalb, weil ich es doch etwas merkwürdig finde, dass die CD nicht 14 Euro kostet, sondern 13,99 Euro. Das ist ja, wie wir alle wissen Konsument*innen-Verarsche.

Steff: Wo unsere CD 13,99 Euro kostet, würde ich sie nicht kaufen. Wir selbst verkaufen sie für 8 Taler, da kommen dann die Herstellungskosten gut wieder rein und es bleibt auch noch was übrig, was wiederum in zukünftige Aufnahmen, Shirt-Herstellungen oder in den Bandbus gesteckt werden kann. Je näher das Album an der Quelle verkauft wird, umso mehr Einfluss können wir auf den Preis nehmen. Da, wo es dann über die Vertriebe in Musikläden wie Saturn, Müller oder WOM geht, hört der Einfluss auf. Die bestimmen dann für sich selbst die Gewinnspanne und so kommt es vor, dass ein Album dort auch mal 4-5 Euro mehr kosten kann als im Shop unseres Labels oder bei uns auf Konzerten.
Bulli: Ich spreche hier mal als Bandmitglied und Label: Die Preisgestaltung wurde bandintern besprochen, denn wir haben in einem gewissen Rahmen Einfluss auf den Preis. Die CD wird von "Broken Silence" vertrieben, das bedeutet, dass die den Tonträger flächendeckend in Plattenläden, Mailorder usw. bringen. Falls sie in irgendeinem Laden nicht erhältlich sein sollten, kann der Laden die durch ein System auf jeden Fall bestellen. Und so was ist nur durch einen Vertrieb möglich. Der Vertrieb kauft die Tonträger vom Label und verkauft diese dann wieder an den Endanbieter. Da will natürlich jeder dran verdienen, die einen Endanbieter schlagen dann mehr und die anderen weniger drauf. Auf den Endpreis sowie die einzelnen Endanbieter haben wir dann natürlich (und manchmal leider) keinen Einfluss mehr. Manche Endanbieter schlagen mehr als 100% auf - das kann jeder machen was er will. Selber schuld, wenn man bei solchen Läden was kauft ;-)

??: Das Cover ist ja eine witzige Verfremdung. Bei unseren Leser*innen kennen bestimmt 90 % das Foto vom 2. Mai 1945, das zeigt, wie ein Soldat der Rotem Armee auf dem Reichstag die Sowjetfahne hisst. Für die Propagandawirkung ist die Fahne auf dem Foto ja schon damals so bearbeitet worden, dass Hammer und Sichel klar zu erkennen sind. Und das habt ihr jetzt 67 Jahre später nochmal gemacht. Beim genauen Hinschauen erkennen wir die gute alte Piratenflagge, den Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen. Ihr habt ja auch schon mal einen Song zum Jolly Roger gemacht. Habt ihr Lust dazu was zu sagen - oder soll Kunst für sich selbst sprechen?

Kühn: Ja, Kunst soll hier ruhig mal für sich selbst sprechen. Denkt dir was Wildes dazu ;)

??: Wie ist eigentlich der Stress ausgegangen, den ihr wegen des Covers von "Fahneneid" hattet? Da meinten ja Staatsschützer zu erkennen, dass drei Personen auf die Deutschlandfahne urinieren, und sahen den Staat verunglimpft.

Kühn: Die Anzeige kam zu spät und war durchs Presserecht verjährt, da Veröffentlichungen nach sechs Monaten nicht mehr zurückgezogen werden können. Oder so. Habe ich das jetzt richtig wiedergegeben?
Steff: Jo, haste ;-) Aber das war echt ne´ kuriose Geschichte. Ich versuche mal die Kurzfassung. Unser Debüt-Album trägt den Titel "Fahneneid" und zeigt auf dem Cover drei Personen, die andeuten, auf die D-Land Fahne zu urinieren. Es stellt eben unsere Vorstellung von "Fahneneid" dar ;-) Irgendjemand aus dem süddeutschen Raum stieß damals beim Stöbern in einem Internet-Shop auf dieses CD-Cover, sah darin eine Straftat und brachte das umgehend zur Anzeige. Das wissen wir, weil unser Anwalt Akteneinsicht beantragt hat. Einige Zeit später, bei der alljährlichen 1. Mai Kundgebung auf dem Celler Brandplatz, zogen mich dann zwei Zivilpolizisten zur Seite und sagten, dass gegen die Band eine Anzeige wegen "Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole" vorliegt und nahmen meine Personalien auf. Wir schalteten daraufhin einen Anwalt ein und es folgte dass übliche Schriftverkehr-Prozedere. Für unseren Anwalt war das ganz klar ein Fall von "künstlerischer Freiheit", aber das Verfahren wurde schließlich nicht deshalb, sondern wegen Verfolgungsverjährung eingestellt. Liegt daran, dass es sich bei Tonträgern (wie auch bei Büchern) um Schriften im Sinne des Pressegesetzes handelt und bei denen die kurze Verjährungsfrist von sechs Monaten gilt. Besagtes Album wurde 2005 veröffentlicht, die Anzeige erfolgte aber wesentlich später und so konnten wir nicht belangt werden. Außerdem stellte die Tatsache, so schrieb es die Staatsanwalt Lüneburg in ihrem Schreiben, dass die weiteren Bandmitglieder aufgrund ihrer Kürzel/Spitznamen nicht identifiziert werden konnten, u.a. ein unüberwindliches Verfahrenshindernis dar, so dass zur Presseverjährung noch der Mangel an hinreichendem Tatverdacht mit ins Spiel kam. Viel Wirbel um Nichts also, der als I-Tüpfelchen auch noch den niedersächsischen Verfassungsschutz auf den Plan rief, der uns anschließend unbedingt mit ein paar staatskritischen Textbeispielen in seinen Jahresbericht mit aufnehmen musste. Na ja, gibt sicher bessere Werbeplattformen ;-)

??: Letzte Frage: Wo kann man euch in den nächsten Monaten bei uns in der Nähe auf einer Bühne sehen?

Steff: Eventuell werden wir zum Ende des Jahres noch ein kleines Akustik-Konzert in Celle geben. Ähnliches hatten wir letzten Jahr bereits erstmalig versucht und war ganz lustig. Ansonsten sind wir überall und nirgends und versuchen, alle Regionen gleichermaßen abzuklappern. Dieses Jahr sind wir noch in Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und im Saarland unterwegs.

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