Anna Jander – Ausstellungen noch bis zum 25.11.

Erstmals stellt die in Faßberg lebende Künstlerin Anna Jander Bilder aus ihrem Werk in zwei parallel laufenden Ausstellung in Celle aus. Noch bis zum 25. November läuft in der Gotischen Halle die Ausstellung BLOW UP und in der Galerie dr.jochim in der Magnus-straße WASTELAND.

In der Gotischen Halle sind jüngere Arbeiten der Künstlerin zu sehen. Die Bilder zeigen Motive aus der chinesischen Metropole Suzhou. Während eines Aufenthalts in der Stadt, wo sie an einem Trickfilmprojekt beschäftigt war, hat Anna Jander auf der Fahrt zur Arbeit vom Beifahrersitz aus den städtischen Straßenalltag ge?lmt. Die Geschichte hinter den Bildern erzählte in der Laudatio Giso Westing:

„Aus diesen Videoclips hat sie Standbilder ausgewählt, auf denen die ge?lmten Gebäude und Menschen zwangsläu?g unscharf und verwischt erschienen und gegenüber den dominierenden Farben zurücktraten. Diese Standbilder hat Anna Jander in den neuen kleinformatigen Bildern übermalt, während sie sie in den großformatigen Werken quasi vergrößert (daher der Ausstellungstitel „Blow Up”), dabei aber keine maßstabsgetreue Umsetzung vornimmt, sondern sich in großzügigen Pinselstrichen frei mit den Fragen von Raum, Flächenstruktur, Statik und Bewegung auseinandersetzt und insbesondere in der Farbigkeit explosive Effekte erzielt (auch dies bedeutet der Titel „Blow Up“).“

Anna Janders frühe Arbeiten seien realistisch gewesen. Die neueren Arbeiten zeigten einen Auflösungsprozess ihrer Bilderwelten. Von weitem wirkten ihre Bilder wie vergrößerte Fotos, von Nahem aber abstrakt. „Das realistische Bild löst sich auf in malerische Struktur.“ Foto und Film wären insoweit stabilisierendes Moment, würden aber auf der malerischen Ebene hin zu freien Sphären verlassen.

Ist Suzhou die Gegenwart des Kapitalismus, kann Detroit als dessen fordistische Vergangenheit gelten. Der in der Galerie dr.jochim ausgestellte Werkzyklus WASTELAND haben US-Städte und Landschaften als Motiv.

Die großflächigen Bilder spiegeln den Niedergang der einstigen großen „Motor City“. In der Zeit nach dem Konkurs von General Motors erkundete Anna Jander die Stadt virtuell mit „Google Street View“, seinerzeit auch ein relativ neuer „Dienst“. Auf ihrer Webseite schreibt sie dazu:

web detroit 04„Mit „meiner“ Google Street View Kamera befahre ich monatelang hauptsächlich den östlichen und nördlichen Gürtel um das Zentrum herum. […] Ich entdecke immer mehr Häuser, die erst seit kurzem zum Kauf angeboten und von der ursprünglichen Besitzerfamilie scheinbar noch bewohnt werden. Da steht das Dreirad vor der Tür, Eltern sitzen auf der von der Sonne beschienen Terrasse und plaudern mit dem Nachbarn. Das krasseste Beispiel ist der zufällig gefilmte Auszug einer Familie, die vielleicht gerade ihren Besitz an Fanny Mae verloren hat, denn so wird eben dieses Häuschen in der Immobilienanzeige als „Traumobjekt für Investoren“ angepriesen. […] Mein anfänglich fast rauschhaftes Verlangen, solch ein Haus zu besitzen bekommt den bitteren Beigeschmack der Erkenntnis, dass das, was hier passiert, der totale Ausverkauf einer Stadt und ihrer Bewohner ist. Diesem Desaster eine Ausdrucksform zu geben, wird für mich zur künstlerischen Herausforderung.“

Diesen Bilden aus dem Zyklus „Detroit Häuser“, von dem wir hier – weil Schwarz-Weiß Temperatechnik – einige Bilder zeigen, stehen die großflächigen „Wasteland“-Bilder gegenüber, die als „Ödland“ sowohl verlassene Industrieviertel als auch Wüste zeigen – das Motiv auf Seite 26 unten zeigt Fabrikanlagen der ehedem großen Automobilfirma Packard.

Angesichts von Klimawandel und dem absehbaren Ende von Autos mit Verbrennungsmotor stellt sich übrigens sogar die Frage, ob „Wasteland“ nicht nur Vergangenheit zeigt, sondern auch eine gar nicht mal so ferne Zukunft?

 

Gotische Halle: Dienstag bis Sonntag von 12 - 16 Uhr

4. November, 11. 30 Uhr Matinée in der Gotischen Halle -"Echoes": Juliane Baucke (Solohornistin am Staatsorchester Darmstadt) bespielt mit dem Alphorn einzelne Bilder und lässt freie Improvisationen entstehen.

25. November, 11.30 Uhr Finissage in der Gotischen Halle - Giso Westing und Anna Jander tauschen sich über deren neue Werke aus.

galerie dr.jochim Do - Fr 14 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr