Editorial

"Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise,
Nimm uns mit in die weite, weite Welt
Wohin geht, Kapitän, deine Reise?
Bis zum Südpol, da langt unser Geld!"

Dieser Gassenhauer entstand – höchst wahrscheinlich – in den Mauern unserer kleinen Stadt, zumindest wanderten die Tantiemen seit seiner Entstehung im Jahr 1950 in die Celler Bahnhofstraße, an einen Ort „zwischen einer Meinungsmanufaktur und einer Geldschwemme“. So lokalisierte jedenfalls der Textdichter Fritz Grasshoff das Hinterhaus zwischen Cellescher Zeitung und der ehemaligen Landeszentralbank, in dem er von 1945 bis 1967 lebte.

Fritz Grasshoff wäre am 9. Dezember 100 Jahre alt geworden. Für uns ein Anlass zu einer für unsere Verhältnisse umfangreichen Beschäftigung.

revista Nr. 65

Auch wenn die Seefahrt einiges an Romantik eingebüßt hat – die Fremde ist nicht nur attraktiv für jene, die das Risiko eines Todes vor Lampedusa eingehen. Selbstverständlich träumt man sich auch hier nach wie vor gern weg, weil man sich nicht wohlfühlt in der eigenen Haut. Und die Ruhelosigkeit, die klassischerweise den Seemann auszeichnet, hat heute große Teile der Gesellschaft ergriffen. Auf der anderen Seite zeigt die lächerliche Inszenierung von der Familie als »Heimathafen«, wie sie jedes Casting-Sternchen wie ein Schatz vor sich hertragen muss, Sehnsüchte an, die schon Grasshoffs Schlager thematisiert: nach Vertrauen, Geborgenheit und Zukunft in einer als feindselig erfahrenen Welt.

Wir melden uns wieder im Februar
bis denne eure revista