Fridays 4 Future in Celle

Seit Anfang des Jahres formiert sich in Deutschland die Schüler*innen-Bewegung „Fridays4Future“ deutlich sichtbar mit Demonstrationen am 15. Februar und 15. März. Nachdem sich in den vergangenen Jahren bei uns der Eindruck verfestigt hatte, das einzige, was Celler Schüler*innen gesellschaftlich interessiert, seien Abi-Ball und Abi-Umzug, waren wir über die Beteiligung an den Demos überrascht: Jeweils knapp 500 Schüler*innen gingen auf die Straße. (Um das einordnen zu können: Ein Jahrgang an den vier Celler Gymnasien – also ohne Fachgymnasien – hat etwa 500 Schüler*innen.) Während allerdings in anderen niedersächsischen Städten die Zahlen bei der März-Demonstration die vom Februar zum Teil deutlich übertrafen, ging es in Celle – gefühlt – leicht zurück.

Wichtig dürfte in den kommenden Wochen sein, wie die Bewegung ihre Dynamik erhalten kann, wobei es zum einen die Aneignung unterschiedlicher Protestformen (Sternmarsch, Fahrraddemonstration, „Karneval“ …) für die zentralen Aktionen geht, zum anderen darum, dazwischen mit verschiedenen Initiativen den sozialen und politischen Zusammenhang zu stärken und regional und bundesweit zu vernetzen.

Immerhin gibt es für den 27. September 2019 schon die Idee eines weltweiten (einstündigen?) Generalstreiks – damit gibt’s eine spannende Aktionsform, auf die hingearbeitet werden könnte.
Die Reden auf der Demonstration am 15. März 2019 zielten darauf, dass JETZT politisch und gesellschaftlich Entscheidungen getroffen werden müssen, und dass das eigene Denken und Handeln Teil dieser Entscheidungen ist. Die

Organisatorinnen haben uns vier Redemanuskripte besorgt, die wir im folgenden – ungekürzt – dokumentieren.

Nicht selbstzufrieden stehen bleiben

In bin unglaublich stolz heute sehen zu können, wie viele Leute wieder weiter gegangen sind, Stolz, wie viele neue sich uns angeschlossen haben, stolz, dass wir wieder weiter gehen werden. Aber wir alle können heute stolz sein, für das einzustehen, woran wir glauben - und mit dem Stolz und der Würde können wir auch alle Kritik und Konsequenzen tragen. Doch heute wollen wir für einen Moment stehenbleiben und nach vorne schauen:

Wo ist das Ziel? Worauf arbeiten wir zu? Wohin werden wir weitergehen?

Es ist so, als ob wir am Tor einer neuen Welt stehen und gerade hineinschauen können.

Wir müssen für die Zukunft der Celler Stadt mitdenken. Uns weiter selber informieren über Klimawandel und Nachhaltigkeit, bei der Zukunft der Celler Stadt mitreden. Den Dialog suchen, besonders auch zur Politik. Gemeinsam überlegen, diskutieren, verändern - jetzt die Zukunft der Celler Stadt mitgestalten.

Dazu Verschwendung vermeiden, Verzicht bewusst nutzen, Verantwortung beim Kaufen übernehmen. [...]

Wir werden in dieser neuen Welt ein Haus des Umweltschutzes aufbauen. Das Grundbewusstsein für die Notwendigkeit von Klimaschutz in unserer Gesellschaft bildet das Fundament. Darauf müssen wir politische Strukturen als ein Grundgerüst schaffen, damit jeder von uns, durch sein eigenes Handeln, Tag für Tag, Stein für Stein, dieses Haus weiter bauen und beleben kann.

Wir werden, um die Schlucht zwischen dem Reden und Handeln (beim Umweltschutz) zu überwinden, informieren, diskutieren und übertragend jeden Tag einen Stein mehr mitnehmen. Aber nicht, um Scheiben einzuschmeißen und mit dem Finger anklagend auf die Politik zu zeigen, sondern um das Haus des Umweltschutz weiter auszubauen, bis es fest steht, tief in unserem Gesetz verankert. Nimm deshalb jeden Tag metaphorisch einen Stein mit, mach also jeden Tag eine Sache, die zum Klimaschutz beiträgt, erstmal egal wie viel, Hauptsache überhaupt, auch, wenn es manchmal schwer ist, diesen Stein zu tragen.

Doch wenn wir in den letzten Monaten nach Venezuela, in die Türkei und gestern nach Neuseeland schauen, wenn wir die Augen in der heutigen Welt aufmachen. Dann lasst uns in der neuen Welt auch ein Gebäude der Gerechtigkeit errichten, ein Eigenheim der Einigkeit erbauen, eine Bleibe für Frieden und Freiheit schaffen.

Lasst uns ein Zuhause der Nächstenliebe errichten, ein Wohnsitz der Würde des Menschen erschaffen, einen Gutshof der Gleichheit aufbauen. Lasst uns deshalb niemals den Glauben an die Demokratie verlieren, denn sie ist das Fundament, auf dem all das steht.

Diese Vision von einer neuen Welt muss von unseren Köpfen in unsere Hände übergehen, jeden Tag ein Stückchen mehr. Nicht um alles richtig zu machen, sondern um im Streben nach dieser neuen Welt das größte Glück zu finden.

  • zuhause gar nichts machen oder zur Demo gehen
  • immer den Status Quo behalten oder Informationen selber beschaffen
  • Ausreden finden oder den Dialog suchen
  • unnötigerweise viel zu viel kaufen oder umweltfreundlich verzichten können
  • viel CO2 verursachen oder Fahrrad fahren und Fernreisen vermeiden
  • alles wegschmeißen oder altes wiederverwerten
  • eher die Faulheit schönreden oder die eigene Verantwortung sehen
  • alles kritisieren aus dem Sessel der Bequemlichkeit oder sich konstruktiv am Umweltschutz beteiligen
  • das den Profis überlassen oder persönlich Verantwortung übernehmen.

Wenn du nur eine Sache aus meiner Rede mitnimmst, dann lass es diese sein. Egal ob du 8, 18 oder 80 bist: Lasst uns mit diesen Entscheidungen jeden Tag in jedem Alltag ein Stückchen näher, ein Schritt weiter, ein Stein mehr, danach streben, dass diese Welt Wirklichkeit wird.

Lasst uns nicht selbstzufrieden stehen bleiben. Lasst uns (vielmehr) mit unseren persönlichen Entscheidungen, die so bedeutungslos scheinen, doch so bedeutungsvoll sind, immer wieder einen Stein weiterbauen.
Bis wir eines Tages mit unseren Brüdern und Schwestern aus aller Welt durch die Straßen dieser Stadt laufen können. Wir werden weitergehen, bis diese Welt Wirklichkeit wird.

Johannes S.

Lasst uns losgehen

Es ist einen Monat her, dass wir uns hier in Celle das erste Mal versammelt haben und unsere Meinung zur Klimapolitik verdeutlicht haben. Nun ist es wieder an der Zeit, denn wir wissen alle, dass sich Zustände nicht von heute auf morgen verändern. Deswegen müssen wir Druck machen, um überhaupt einen Umbruch zu erreichen, wir als Zukunftsgeneration. Wir dürfen nicht ansatzweise akzeptieren, dass die Wirtschaft und die Politik bestimmen dürfen, wie unsere morgige Welt auszusehen hat. Wir sind entweder in der Schule, in der Uni oder am Arbeitsplatz, um der Wirtschaft und dem Wachstum zu dienen. Warum zu dienen? Wir genießen doch unsere Entscheidungs- und Entfaltungsfreiheit. Oder können wir gar nicht anders? Was passiert, wenn wir nicht gut in der Schule oder in der Uni sind? Was passiert, wenn wir kein Geld verdienen? Wir werden gesellschaftlich abgewertet, als Taugenichts bezeichnet und kleingehalten in einem so reichen Staat. Was folgt daraus? Fehlende Motivation, Leistungsdruck und extrem viel Arbeit? All diese negativen Gefühle nicht genug zu sein? Reicht das nicht? Warum wird dann noch unsere Zukunft, unser Planet, durch sämtliche Art von Verschmutzung zerstört?

Erst unsere Emotionen, nun unser Lebensraum. Ich finde, es reicht. Es muss endlich mehr Wert auf die Klimapolitik gelegt werden, die Politik darf nicht mehr weggucken! Wir dürfen nicht mehr weggucken. Wir müssen lernen, bewusster mit unseren Ressourcen umzugehen, es ist allemal möglich. Wollen wir eines Tages unseren Kindern ins Gesicht schauen, die, die wir über alles lieben, und wissen, dass sie in einer üblen, verschmutzten Welt aufwachsen müssen? Und wollen wir eines Tages auf die Frage, warum alles so dreckig sei, antworten müssen, dass wir unseren Wohlstand auf Kosten der Umwelt genossen haben? Und nicht ein bisschen kritische und sparsamer gelebt haben?

Ich hoffe wir kommen nicht in diese Situation. Also lasst uns dafür sorgen, lasst uns losgehen und etwas verändern!

Roman S.

Wir verlangen eine Zukunft

Greta Thunberg hat gesagt: Wir wollen nicht eure Hoffnung, wir wollen eure Taten! Dies ist keine Zeit für Hoffnung, dies ist eine Zeit fürs Handeln. Wenn wir jetzt handeln, wird die Hoffnung folgen.

Ich will heute keine große Rede darüber halten, dass schon alles gut werden wird und wir bloß Hoffnung brauchen. Nein! Ich will, dass ihr wütend werdet! Und ich will, dass ihr, dass wir alle endlich anfangen zu handeln. Wir sind die letzte Generation, die die Klimakrise noch auf ein erträgliches Maß reduzieren kann. Also lasst uns konsequent werden. Lasst uns konsequent handeln. Lasst uns konsequent leben. Lasst uns konsequente Politik machen! Denn auch wir sind Teil der Klimakrise.

Wir sind die Zukunft und wir können dafür sorgen, dass unsere Kinder nicht auf die Straße gehen müssen, weil wir, ihre Großeltern und ihre Ur-Großeltern es verbockt haben. Wir gehen heute hier einen ersten und wichtigen Schritt, indem wir zeigen, dass uns unsere Zukunft nicht egal ist und wir nicht tatenlos zusehen werden, wie sie verspielt wird.

Aber vor allem möchte ich heute die Erwachsenen ansprechen:

Liebe Erwachsene! Es ist wirklich schön, dass ihr unser Engagement “Ja so toll findet” aber spart euch eure gutgemeinten Kommentare und macht was! Geht im Sinne der Jugendlichen, die es nicht dürfen, wählen, achtet auf euren Konsum, euren Stromanbieter, stoßt Gespräche in eurer Umgebung an. Auch ihr könnt Widerstand leisten. Und an alle, die sagen, dass sie unser Engagement zwar unterstützen, wir aber doch lieber in unserer Freizeit demonstrieren sollen, oder, dass unsere Proteste doch viel wirkungsvoller wären, wenn wir samstags demonstrieren würden: 1. Versteht ihr uns entweder nicht oder unterstützt ihr uns nicht, habt zumindest das Rückgrat das zuzugeben und 2. Habt ihr ganz offensichtlich den Ernst der Lage nicht begriffen, wenn ihr das, was wir tun, als “so ein bisschen Umweltschutz” abtut. Es geht uns hier um unser Überleben! Ihr werdet die Auswirkungen der Klimakrise nicht mehr miterleben müssen, wir schon! “Die Auswirkungen des Klimawandels werden frühestens 2100 zu spüren sein.” Das stimmt schon mal nicht, wir merken die verdammten Auswirkungen schon jetzt. Dürresommer 2018, die Überflutungen 2017? Die ständig ansteigende Zahl von Wetterextremen; Hurricanes, Erdrutschen, Tsunamis? Das alles kommt nicht von ungefähr. Und selbst wenn die Auswirkungen erst ab 2100 zu spüren sein werden? Was ist das für ein lächerliches und bescheuertes Argument? Eure Kinder, unsere Kinder, einige von uns werden dann noch am Leben sein! 80 Jahre sind nicht viel!

Und hört doch bitte auf mit der Selbstbeweihräucherung! Deutschland ist kein Klima Vorbild! Ein Land, in dem auf jeden Einwohner und jede Einwohnerin 12 Tonnen CO2 kommen und es eigentlich unter 1 Tonne sein müsste, ein Land, dessen Einwohner zu den reichsten 10% der Welt gehören, die für 50% der globalen Emissionen verantwortlich sind, ein Land, das seinen Müll in andere Länder verschifft, von wo aus er dann ins Meer und auf die Müllhalden gelangt, ein Land, das sich anschließend Bilder aus diesen Ländern anguckt und sagt, dass die ja auch nix für den Klimaschutz tun würden, und wir deswegen auch nichts tun müssten, so ein Land ist. kein. Vorbild.

Und da hilft auch die Ausrede nichts, dass solche Themen für die Leute einfach nicht greifbar genug sind, wenn sie nicht im eigenen Land Relevanz haben. Was ist mit den Bauern, die wegen der Dürre letzten Sommer um ihre Existenz gekämpft haben? Was ist mit den Leute aus Keyenberg, Kuckum und Berverath im rheinischen Braunkohlerevier, deren Dörfer vom Abriss bedroht sind, weil RWE die Braunkohle gekauft hat, die unter ihren Häusern liegt? Die ohne Vorwarnung aus ihren Häusern geschmissen werden dürfen, damit noch weitere Dörfer für die Braunkohle zerstört werden können? Der Dreckigsten Möglichkeit Energie zu gewinnen? Wo bleibt der große Aufschrei, wenn es um Menschen geht, deren Existenz im Namen des Profits bedroht wird? Wenn ihr euch dafür doch bloß so sehr wie für unsere Bildung interessieren würdet!

Was bringt euch dieser ganze Profit noch, wenn dann erstmal die Meeresspiegel steigen, die Temperaturextreme zunehmen und die Naturkatastrophen immer mehr und immer katastrophaler werden?
Wenn wir so weitermachen wie jetzt, könnt ihr eure Profite vergessen, dann sind wir nämlich alle am Arsch.

Also, alle die ihr heute hier seid: Werdet endlich wütend! Konfrontiert “die Erwachsenen” mit ihrem Verhalten. Mit ihren Kommentaren. Mit ihrem Diebstahl unserer Zukunft. Es reicht uns nicht, wenn Angela Merkel sagt, dass das Engagement der jungen Leute ja ganz toll sei.

Wir wollen, nein, wir verlangen eine Zukunft! Wir verlangen, dass die Politik endlich anfängt, auf die Wissenschaft zu hören! Und wir verlangen Taten!

Also behaltet eure Hoffnung! Die werden wir wieder kriegen, wenn wir endlich Taten sehen!

Paula

Wir haben nur diesen einen Planeten

Man unterstellt uns Kunden ja immer, wir würden immer nur die perfekte Ware wollen. Doch habe ich jemals in einem Supermarkt die Wahl gehabt, eine gebogene oder eine gerade Gurke zu kaufen? Stattdessen landet die nicht perfekte Ware im Müll vom Supermarkt.

Dann habt ihr also das, was ihr braucht, gefunden, fällt einem direkt das nächste auf. Die Gurken sind in einer Plastikfolie verpackt. Warum verkauft man die Ware nicht einfach so oder warum werden Gurken aus weit entfernten Orten geliefert? Früher baute man Gurken im eigenen Garten an und heute werden Gurken mit umweltschädlichen Transporten um die halbe Welt gebracht.

Neulich habe ich doch tatsächlich geschälte Orangen gesehen, welche in einer Plastikverpackung waren. Als hätten die Orangen nicht schon von selbst einen Schutz. Aber die Menschheit wird halt einfach zu faul. Vor allem, wenn es darum geht, etwas gegen Klimawandel zu tun, sind wir faul. Dabei haben wir nur diesen einen Planeten zum Leben.

Und ich möchte mir keine Gedanken darüber machen, wie teuer das Leben auf einem anderen Planeten wäre.
Wenn jetzt nichts gegen den Klimawandel getan wird, kann es passieren, dass die Welt nicht so bleibt, wie wir es uns für die Zukunft wünschen. Wenn der Kohleausstieg tatsächlich erst 2038 vollständig beendet sein soll, dann sind das noch 6.867 Tage. Der Wahnsinn, dass die Politiker denken, das sei früh genug. Wenn wir bis dahin jeden Monat auf die Straßen gehen und demonstrieren müssen wir noch 225 Tage auf die Straße. Das wären dann auch 225 Tage an denen wir Unterricht bzw. unsere Arbeit verpassen. So viele Tage hat ein Schuljahr nicht mal. Aber na ja. Wenn wir die Bildung nicht genießen können, werden wir halt Politiker.

Finn