Bürgerinitiativen befürchten Neubau für Deutschlandtakt


Hinter den Kulissen und auch davor rumort es seit einiger Zeit um die Frage: Gilt noch der Kompromiss zur Verbesserung des Güterverkehrs durch die Alpha-E-Variante? Politisch sei, so CDU-MdB Otte, nach wie vor das Alpha-E der Maßstab, so wie es im Abschlussdokument des Dialogforums Schiene-Nord 2015 beschlossen wurde. Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Lühmann versuchte zu beruhigen: „Das Projekt Alpha E ist zu den Bedingungen der Region, sogar unter Einbeziehung der zwischenzeitlich hinzugekommenen Notwendigkeit einer Berücksichtigung des Deutschlandtaktes umsetzbar.“

Jetzt rührt sich aber das Celler Aktionsbündnis gegen Trassenneubau und schreibt an die Unterstützer*innen:

Eigentlich sind die Pläne, unsere Heimat durch über-flüssige Neubauten von Eisenbahnstrecken zu zerschneiden, seit 2015 begraben. Schließlich kam es beim Dialogforum Schiene Nord in der Celler Congress Union zu einer Einigung zwischen Bahn, Bürgerinitiativen und Politik. Dieser, als „Alpha E“ bekannte Beschluss, sieht eine vernünftige Ausbauvariante bestehender Strecken vor, sodass keine neuen Belastungen für Mensch und Natur entstehen müssen. Leider steht dieses Ergebnis plötzlich vor dem Aus und es geistert die Planung einer Neubaustrecke durch die Büros und über die Schreibtische einiger Leute.

Es könnten nun im Gegensatz zu damals Gleise für den Personenfernverkehr statt für den Güterverkehr gebaut werden. Allerdings werden diese genauso durch die Lüneburger Heide verlaufen wie die Y-Trasse, die durch den Alpha-E-Konsens als verworfen galt. Fazit: Niemand der anliegenden Nutzer oder Bewohner der betroffenen Gebiete hätte Vorteile daraus.

Es sind keine zusätzlichen Bahnhöfe oder ähnliches vorgesehen. Das Stichwort heißt "Deutschlandtakt". Darunter ist ein Konzept der Bahn zu verstehen, nach welchem die Metropolen wie Hamburg, Berlin und München durch alle halbe Stunde abfahrende ICE-Züge mit kurzmöglichster Fahrzeit miteinander verbunden werden sollen. Klar, dass da ein Halt in Städten wie Lüneburg, Uelzen oder Celle nur stören würde - die Menschen in der Heide und ihre Lebensbedingungen sind aber den Planenden wohl nicht so wichtig. Auch scheinen die Ergebnisse des Dialogforums, vormals als großer Erfolg der Zusammenarbeit von Bahn, Bevölkerung und Politik gefeiert, Schnee von gestern zu sein.

Für die erste „Alpha-E-Variante“ wurden seitens der Bahn in der letzten "gläsernen" Werkstatt - ein im Bedarfsfall einberufenen öffentlicher Austausch zwischen DB, Bürgerinitiativen, Kommunen etc. - Gutachten vorgestellt, die besagen, dass diese viel zu teuer wäre und nichts brächte außer einem schlechten Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV). Interessant: Derselbe Gutachter, der 2015 beim Dialogforum in Celle von einem NKV von gut 1.0 gesprochen hatte - was allgemein als gut akzeptiert wurde, sprach bei dem jüngsten Termin nur noch von 0,46, was als unwirtschaftlich angesehen wird und die Einigung von 2015 hinfällig machen soll. Wie er plötzlich zu diesem „neuen“ NKV kommt, bleibt im Dunkeln. Offiziell heißt es jetzt von der Bahn, ohne Auftrag aus dem Verkehrsministerium werde sie Alpha E nicht weiter planen.