Mit der Vorlage einer Baumschutzsatzung im „light“-Format hat die Verwaltung jetzt auf Anträge von SPD und B’90/Die Grünen reagiert. Noch vor der Kommunalwahl soll eine entsprechende Satzung verabschiedet werden. Im Umweltausschuss Anfang Mai gab es leider nur wenige kritische Nachfragen.

Climate Watch Celle geht der Satzungsentwurf allerdings nicht weit genug. Hier einige der Fragen und Bedenken der Stellungnahme:

Der Geltungsbereich der Satzung soll nicht – wie in Hannover – das gesamte Stadtgebiet umfassen, sondern „Siedlungsgebiete der Stadt Celle (Flächen innerhalb der rechtskräftigen Bebauungspläne (§33 BauGB) sowie der inner-halb im Zusammenhang bebauten Ortsteile (§ 34 BauGB))“. Da stellt sich die Frage: Was ist damit eigentlich ausgenommen? In jedem Fall doch künftige Neubau- und Gewerbegebiete. Da darf kein Baum im Wege stehen?

Geschützt werden sollen Laubbäume mit einem Stammumfang von mindestens 100 cm. In der Mustersatzung des Deutschen Städtetages gibt es die Einschränkung auf Laubbäume nicht, geschützt werden hier alle. Warum sollen in Celle Nadelbäume auch zukünftig mehr oder weniger problemlos abgeholzt werden dürfen?

Hierzu CWC: „Auch wenn Laubbäume bei Neupflanzungen vorzuziehen sind, ist die pauschale Ausnahme bestehender Nadelbäume vom Schutz falsch. Ältere Eiben, Lärchen, Tannen, Douglasien oder Mammutbäume sind einigermaßen klimaresistent und können durchaus einen Beitrag zu Luftqualität und Mikroklima der Stadt leisten.“

Und bei der Frage des Stammumfangs geht es nicht um Anschauungsfragen, selbstverständlich wirkt ein Stammumfang in der Größe einer „Single“ (56 cm) erheblich kleiner als der eine „Langspielplatte“ (94 cm). Jedoch:

„Bei einem Stammumfang von 100 cm müssten die geschützten Bäume je nach Baumart zwischen ca. 60 und 100 Jahre alt sein, um unter Schutz zu fallen.“ Aber, so CWC, sei das Wachstum und damit die CO2-Bindung ab dem 30. Jahr bis etwa zum 40. Jahr besonders stark und setzte sich dann noch einige Jahrzehnte auf ähnlich hohem Niveau fort. Deshalb plädiert CWC dafür Bäume schon ab einem Stammumfang von 60 cm zu schützen (wie z.B. in der Baumschutzsatzung der Stadt Hannover).

Was völlig fehlt, ist der Schutz von Hecken. Die Mustersatzung des Städtetags stellt auch unter Schutz: „alle freiwachsenden Hecken mit einer durchschnittlichen Höhe von mindestens 3 m/ 5 m. Als Hecken gelten überwiegend in Zeilenform gewachsene Gehölzstreifen aus Laubgehölzen und/oder Eiben ab einer Länge von 5 m/ 10 m/ 15 m.“ Stellt sich die Frage: Warum sollen Hecken in Celle nicht geschützt werden?

Schließlich wendet CWC noch ein, dass bei den Ersatzpflanzungen bzw. Ausgleichszahlungen Klimaschutzaspekte nur unzureichend berücksichtigt werden:

„Fortwissenschaftlich müssten zum CO2-Ausgleich eines gefällten 40-jährigen Baums ca. 400 dreijährige Bäume nachgepflanzt werden. Berücksichtigt man, dass ca. 50% der Baummasse als das CO2 langfristig speicherndes Bauholz verwendet wird, müssten immer noch ca. 200 junge Bäume nachgepflanzt werden. Geldwertmäßig liegt der Nutzen eines 40-jährigen Baumes u.a. als CO2-Speicher, Sauerstoffproduzent und Klimaregulator bei ca. 26.000 Euro [...] aktuelle Studien u.a. der FAO schätzen heute sogar bis zu 50.000 Euro.“

Doch um dahin zu kommen, muss der Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit wohl erst die 2 Grad-Marke reißen.

Mehr Infos unter: https://www.climate-watch-celle.de/
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Die beiden Bäume auf dem Foto unten haben den Hannoverschen Schutzstatus vom 60 cm gerade erreicht, in Celle können sie wohl weg.