Die lange Jahre deutliche Mehrheit von CDU-FDP-Unabhängigen-WG ist bei der letzten Wahl auf die Stimme des Landrats geschrumpft, weil sich das „Lager“ halt rechnerisch durch die sechs Mandate der AfD verkleinert hat. Wenn sich die WG mal auf die linke Seite orientieren würde, gäbe es vielleicht sogar die Chance für eine andere Politik. Jetzt könnten die Bürger*innen aber den Eindruck haben, dass, da die SPD zur Wahl des CDU-Sozialdezernenten Flader zum Landrat aufrufen will, diese Option gar nicht mehr besteht. Was meint ihr dazu?
SPD: Das ist Unsinn. Wir hätten beim letzten Mal eine andere Mehrheit bilden können, die WG war dazu nicht bereit und einem Vertreter der PARTEI ist auf einmal eingefallen, dass er doch lieber zur FDP will, was tatsächlich Realsatire war. Wir werden auf jeden Fall wieder versuchen, eine progressive Mehrheit zu bilden. Das geht aber nur mit einer starken SPD! Was uns aber auch von anderen im linken Lager unterscheidet: Wir machen Realpolitik, nur meckern reicht uns nicht, vom reinen Rechthaben ist noch nichts besser geworden.
B’90/Die Grünen: Dass die Sozialdemokraten gefühlt noch vor der CDU den CDU-Kandidaten zum gemeinsamen Kandidaten ausriefen, spricht eigentlich Bände. Bei abstürzenden Wahlergebnissen hat die SPD oftmals ihr Glück in einer GroKo gesucht. Sei es im Bund oder im Land. Aber der Celler Kreistag war auch schon in der Vergangenheit für Überraschungen gut. Dass die Spaßpartei „Die Partei“ mit Herrn Lenzen – heute FDP-Mitglied – bereits kurz nach der Wahl ungewollt Mehrheitsbeschafferin für die CDU wurde, war vorher nicht absehbar. Alles ist offen. Im Guten, wie im Schlechten.
Die Linke: In der Tat hat die SPD mit ihrer Unterstützung von Flader ein fragwürdiges Zeichen gesetzt. Unbefriedigend ist aber auch, dass die Grünen sich offensichtlich nicht in der Lage sehen, eine Gegenkandidatin aufzustellen, die wir wahrscheinlich unterstützt hätten – aber klar, wir haben auch niemand. Für uns wäre wichtig, dass wir mit zwei Leuten in den Kreistag kommen, um eine Fraktion zu bilden, was unsere Handlungsmöglichkeiten deutlich verbessern würde. Gut wäre, wenn die AfD, die außer Rassismus und der Unterstützung von konservativen CDU-Positionen nichts zu bieten hatte, deutlich weniger Unterstützung aus der Bevölkerung bekäme. Ansonsten haben wir den Wunsch, dass der Kreistag sich endlich emanzipiert von dem Gutsherren-Gestus, mit dem Landrat Wiwse meinte, verwalten zu können. Die Zeiten des preußischen Landrats müssen endlich der Vergangenheit angehören.