Die Mobilitätswende steht im ländlichen Raum vor großen Herausforderungen. Wie kann eurer Meinung nach eine Angebotsverbesserung im ÖPNV oder überhaupt ländlicher Mobilität erreicht werden, die von den Menschen als Alternative zum motorisierten Individualverkehr angenommen wird?
SPD: Beim Thema Mobilität kämpfen wir als SPD seit Jahren für mehr und bessere Angebote, zuletzt haben wir nach vielen Jahren endlich das Schülernetzticket durchsetzen können. Damit der ÖPNV wirklich attraktiv wird, muss er zwei Dinge gewährleisten: Er muss erreichbar und bezahlbar sein, für beides wollen wir uns stark machen. Ganz konkret: Wir wollen die Taktfrequenzen im Zug- und Busverkehr erhöhen, vor allem im Abendverkehr. Die bisherigen Mobilitätsangebote wollen wir noch stärker vernetzen. Und wir wollen ein 365-Euro-Ticket, mit dem alle Menschen für 1 Euro am Tag mit der CeBus fahren können.
B’90/Die Grünen: Verkehrswende bedeutet zuerst auch, über die Stadtgrenzen hinaus zu denken. Gerade auf den Dörfern ist Mobilität ohne Auto oft nicht gegeben. Wenn Abends keine Busse mehr fahren, dann gibt es mit dem Anrufsammeltaxi eine günstige Alternative; aber eben nur im Stadtgebiet. Damit sind Schichtarbeitende oder einfach Menschen, die spät Abends oder in der Nacht mobil sein wollen oder müssen weiterhin auf ein Auto angewiesen. Und wer ein Auto vorhält, Versicherung und Steuern ohnehin bezahlt, fährt dann oft günstiger als mit dem Bus. Daher fordern wir ein 365-Euro-Ticket. Dadurch erhoffen wir uns langfristig eine stärkere Nutzung und als Folge eine stetige Verbesserung des Angebots durch die gestiegene Nachfrage. Das zu finanzieren braucht Zeit und Geld, da nicht jede*r von heute auf morgen sein Auto stehen lassen oder gar verkaufen wird. Aber zumindest ist das Geld dort besser angelegt, als in immer neuen Asphalt. Und wo in Asphalt investiert wird, dann für sichere und gut ausgebaute Radwege, die auch mit E-Mobilität ein zügiges und heiles Ankommen erlauben sollen. Und damit meinen wir nicht den Pinselstrich auf der Hauptstraße mit der stetigen Angst im Nacken, von einem LKW übersehen zu werden.
In wenigen Jahren muss ein neuer Nahverkehrsplan aufgestellt werden, der zu den Hauptorten im Landkreis schnelle und häufige Verbindungen nach Celle anbieten soll. Bürgerbusse ergänzen dieses Angebot. Die Haltestellen sollten möglichst in 300 m zur Wohnbebauung erreichbar sein. In Dörfern sollten sie als ride and bike-Stationen ausgebaut werden. Die Kreisgrenzen sind bislang Barrieren. Durch die Reaktivierung von vorhandenen Schienenstrecken gäbe es die Chance, die Strecken in den Heidekreis und in den Landkreis Gifhorn zu führen.
Die Linke: In einer ländlichen Region wie unserer, zudem mit den vielen Berufspendlerinnen und -pendlern, erscheint es unglaublich schwer, die Verkehrswende zu schaffen. Wir brauchen attraktive Alternativen, d.h. günstig, bequem und schnell. Der nächste Nahverkehrsplan muss hier einen großen Schritt nach vorn bringen. Dazu gehört zum Beispiel ein Jahresticket für 365 Euro im gesamten Landkreis, eine höhere Taktfrequenz – und vor allem ein Abend- und Wochenendverkehr, der es zulässt, auf das Auto zu verzichten. Die Fahrradwege müssen ausgebaut werden, um zu einer sicheren und bequemen Alternative zu werden. Und wir brauchen gerade im ländlichen Raum viele kleine Lösungen: z.B. öffentlich unterstütztes Car-Sharing und Mitfahrbörsen. Vielleicht geht es dabei im ersten Schritt tatsächlich auch nur darum., dass Zweitwagen abgeschafft werden können.
Wir schaffen es, jeden Tag Hunderte von Schüler*innen ohne Auto an ihre „Arbeitsplätze“ zu bringen. Das muss unser Ziel sein auch für die Großbetriebe, also z.B. Lobetal, AKH, Baker. Dafür haben wir eine Untersuchung angeregt dahingehend, was die Beschäftigten davon abhält, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Wenn wir das genauer wissen, muss der ÖPNV daraufhin angepasst werden. - Und wir müssen auch an die denken, deren Mobilität aus finanziellen Gründen eingeschränkt ist. Aber dazu mehr in der nächsten Frage.