Kleiner Fortschritt, aber nichts für Kulturfreunde und Nachteulen

Zum 1. Dezember startet CeBus einen einjährigen Pilotversuch für die Einrichtung eines Spätverkehrs im Landkreis Celle. Befahren werden sollen die Linien:

  • 600 (Schlossplatz – Westercelle – Wathlingen) und
  • 800 (Schlossplatz – Neustadt – Hambühren).


Geplant sind drei Hin- und Rückfahrten der Linie 600:

Abfahrt                                   ´Ankunft
20:20 Schlossplatz Wathlingen 20:48
20:48 Wathlingen Schlossplatz 21:12
21:20 Schlossplatz Wathlingen 21:48
21:48 Wathlingen Schlossplatz 22:12
22:20 Schlossplatz Wathlingen 22:48
22:48 Wathlingen Schlossplatz 23:12

Für Hambühren sind zwei Hin- und Rückfahrten der Linie 800 geplant:

Abfahrt                                    Ankunft
21:05 Schlossplatz Hambühren 21:24
21:24 Hambühren Schlossplatz 21:47
22:05 Schlossplatz Hambühren 22:24
22:45 Hambühren Schlossplatz 23:06

So gut das Ganze gemeint ist, richtig durchdacht ist es nicht. Ja, einige Beschäftigte im innerstädtischen Handel könnten künftig nach Feierabend mit dem Bus zurück nach Wathlingen oder Hambühren. Und auch für Besucher:innen des Weihnachtsmarkts kann der Spätverkehr eine Alternative zum PKW sein. Aber wie sieht es mit Kulturinteressierten aus? Den neuen James Bond, der im Oktober in den Kammer-Lichtspielen lief, könnten Menschen aus Hambühren schon nicht bis zum Ende anschauen – und wollten sie nach Wathlingen, müssten sie wahrscheinlich auch mindestens auf den Abspann verzichten, um gerade noch rechtzeitig zur Bushaltestelle am Schlossplatz zu kommen. Auch einige Theatervorstellungen dürften mit dem Fahrplan nicht kompatibel sein.

Viel schlimmer aber – warum lässt sich nicht wenigstens am Freitag und Samstag noch eine oder zwei weitere Schleifen anhängen? Gastronomie und/oder Jugendliche wurden zu diesen Plänen wohl eher nicht gehört. Aber vielleicht liegt manchen auch gar nicht so viel daran, dass es klappt.

Und das liegt nicht nur daran, dass kaum jemand aus der Spitze der Kreisverwaltung oder dem Kreistag den ÖPNV nutzen dürfte. Nein, vor allem liegt es wohl an den Kosten. Insgesamt wird der Pilotversuch in Höhe von 126.500 Euro durch den Kreis subventioniert, davon ca. 68.000 für die Angebotserweiterung der Linie 600 und ca. 58.500 Euro für die Linie 800.

Ein Vorteil ist, dass auf den Linien im Stadtgebiet wenigstens auch der Bahnhof und die Neustadt bzw. Westercelle eingebunden sind. Denn das eigentlich ja sinnvolle „Anruf-Sammel-Taxi“ (AST) führt weiterhin in Celle ein Schattendasein.

Leider interessiert sich auch niemand dafür, warum der AST so schwach genutzt wird. Ein Faktor sind mit Sicherheit die Kosten: 3,60 – 5,10 Euro sind nicht unbedingt ein Anreiz, das Auto stehen zu lassen. Drei Personen kämen so mit Hinfahrt (Einzelfahrtschein 2,30 Euro) und Rückfahrt mit dem AST 17,70 Euro zusammen.
Dazu kommt – es wird kaum Werbung gemacht.

Für DIE LINKE hat Behiye Uca eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt, in der sie mal Zahlen zum AST öffentlich gemacht sehen will: Wie oft und wann wird das Anruf-Sammel-Taxi überhaupt genutzt?

3-6-5-Ticket seit 01.09.

Zum 1. September 2021 wurde das Netzticket 3-6-5 eingeführt. Es ist ein Angebot für Schüler:innen, Auszubildende, Absolvent:innen der Bundesfreiwilligendienste (FSJ, FÖJ, BFD, FDAG) sowie Studierende. Es gilt uneingeschränkt für alle Fahrten und Linien im gesamten Netz von CeBus, auch während der Ferien, an den Wochenenden und an Feiertagen. Das Ticket gilt für ein Jahr und kostet von 360 Euro. Der Landkreis trägt den prognostizierten Einnahmeausfall von etwa 392.000 Euro im Jahr. Im Rahmen dieser Maßnahme erhalten alle durch den Landkreis Celle ausgegebenen Schülerjahreskarten ebenfalls ein Upgrade zu einem Netzticket 3-6-5. Dies muss mit knapp 70.000 Euro durch den Kreis subventioniert werden. - Aber: Ab 2022 will das Land Niedersachsen die kommunalen Träger des ÖPNV genau hierfür mit 25 Millionen und ab 2023 mit 30 Millionen Euro jährlich unterstützen.