Erinnerung an den kommunistischer Widerstand gegen das Naziregime

Der politische Widerstand gegen den Nationalsozialismus erfolgte vor 1933 und in den Jahren bis 1936/37 – auch in Celle – vor allem aus den Reihen der Arbeiterbewegung. Insbesondere die Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) hatten zum Teil langjährige Zuchthaus- und Konzentrationslagerhaft zu ertragen. Jetzt werden im Februar zwei Stolpersteine verlegt zur Erinnerung an Heinrich Schang und Otto Elsner.
Ihre Geschichten sollen hier kurz vorgestellt werden.

Der 1903 geborene Dachdecker Heinrich Schang, wurde erstmals am 28. März 1933 verhaftet und blieb bis zum 9. Mai 1934 zunächst in Untersuchungshaft. Am 10. Oktober 1934 wurde er erneut verhaftet und am 6. April 1934 zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Diese Strafe verbüßte er im Celler Zuchthaus bis zum 18. April 1938. Doch statt freigelassen zu werden, wurde er ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo er bis zum 9. November 1944 inhaftiert war. Dann wurde er mit anderen Konzentrationslagerhäftlingen zur berüchtigten SS-Einheit Dirlewanger überstellt. Am 12. Dezember sollte die Truppe erstmals zum Einsatz kommen. Im Wissen darum, dass sie in einem Todeskommando steckten, liefen etwa 400 Mann der Dirlewanger-Truppe zur Roten Armee über. Der Krieg war damit für Heinrich Schang schnell vorbei. Aber erst im September 1946 kam er aus der Sowjetunion zurück nach Deutschland. Schang verbrachte von allen Celler Kommunisten die längste Zeit in Zuchthäusern und Konzentrationslagern. Das Urteil gegen ihn wurde 1950 aufgehoben.

Der Stolperstein wird in der Sankt-Georg-Straße 16 in Höhe des ehemaligen Wohnhauses der Familie Schang verlegt verlegt. In den 1920/30er Jahren war die "Masch" eine Hochburg der Kommunist:innen; das Haus ist im Zuge der Sanierung der Blumlage in den frühen 1970er Jahren abgerissen worden.

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Der andere Stolperstein wird verlegt für Otto Elsner, den Vater von Gertrud Schröter, die einige unserer Leser:innen noch als engagierte Antifaschistin kennengelernt haben. Der 1888 geborene Otto Elsner kam nach Lehre zum Mauerer und Wanderschaft 1912 nach Celle, wo er heiratete und zwei Töchter bekam. 1919 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Celler KPD. Für die Partei wurde er 1919 in das Bürgervorsteherkollegium (Stadtrat) gewählt, dem er bis 1933 angehörte.

Am 3. März 1933 wurde er auf offener Straße verhaftet und kam in das KZ Sonnenburg (bei Küstrin). Am 7. September 1933 wurde er entlassen. Im Oktober 1934 aber wurde er erneut verhaftet und in einem Hochverratsprozess zu 15 Monaten Zuchthaus verurteilt, die er in Celle absaß, von wo er nach Verbüßung der Strafe direkt in das KZ Esterwegen überführt wurde. Von da kam er ins KZ Sachsenhausen, von wo er am 6. Januar 1939 entlassen wurde. Nach dem Attentat von Georg Elser wurde er vom 9. November bis 9. Dezember 1939 im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Und zwei Tage nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er erneut ins KZ Fuhlsbüttel eingeliefert und am 9. September entlassen.

Nach dem Krieg übertrugen ihm die Briten das Dezernat für Wohnungs- und Siedlungswesen in der Stadtverwaltung. 1950 wurde er aus dem Dienst entlassen, wohl auch, weil er 1946 Vorsitzender der wiedergegründeten KPD wurde. Von 1946 bis 1953 gehörte er erneut dem Rat der Stadt Celle an. Bundesweit bekannt wurde er, weil er in einem Musterprozess bis zum Bundesverfassungsgericht - am Ende erfolgreich - um die Entschädigungsleistungen für seine Haftzeiten kämpfen musste, die im der Staat wegen seiner KPD-Mitgliedschaft versagen wollte. Darüber berichtete auch der SPIEGEL.

1956 wurde die KPD in der Bundesrepublik verboten. Nach der Neugründung der Deuten Kommunistischen Partei (DKP) im Jahr 1968 schloss sich Elsner dieser sofort wieder an. Er starb am 1. Dezember 1975 im Alter von 87 Jahren.

Seine Tochter Gertrud hat sich in den 1980er Jahren vergeblich dafür eingesetzt, dass in Celle eine Straße nach Otto Elsner benannt wird. Der Stolperstein wird vor dem ehemaligen Wohnhaus von Elsner in der Hattendorfstraße 22 verlegt.

Ausführliche Informationen zum kommunistischen Widerstand finden sich im Buch von Reinhard Rohde und Tim Wegener (»... melde ich mich hiermit als von den Nazis Geschädigter ...« Frühe Berichte von der Verfolgung in Celle).

Das Foto links zeigt ein Titelblatt einer Zeitschrift der Celler KPD aus dem Jahr 1932; das Bild oben rechts zeigt Otto Elsner im Jahr 1946.