Aktionsbündnis Gelebte Demokratie „steht auf“ gegen rechtsoffene Querdenker-Manifestationen

An die 300 Menschen versammelten sich Mitte Januar auf dem Großen Plan, um … ja, um zumindest gegen das Celler Querdenker-Milieu zu zeigen, dass „Celle-steht-auf“ nicht mehr repräsentiert als sich selbst.

Auf Seiten der Veranstalter:innen sprachen Daniel Wagner (Die Linke), Ralf Müller (IG Metall), Wilfried Manneke (Netzwerk Südheide) und Manuela Mast (Aktionsbündnis Gelebte Demokratie). Sie riefen dazu auf, den sogenannten Querdenkern nicht auf dem Leim zu gehen, sondern im Gegenteil ihren "Erzählungen" zu widersprechen, und den Gedanken der Solidarität ins Zentrum gesellschaftlichen Handelns zu stellen.

Wilfried Manneke, engagiert im „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“ und im Kirchenkreis Celle Beauftragter für den Themenbereich „Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus“, widmete sich in seinem Beitrag dem Problem, dass die Querdenker nach rechts offen sind wie ein Scheunentor (die Rolle der AfD für die lokale Szene blieb leider ausgespart, obwohl sie wahrscheinlich wichtiger ist, als die Neonazi-Beteiligung) :

„Die Nachricht, dass der bekannte Neonazi, Dennis Bührig, an den sog. Spaziergängen in Celle teilnimmt, lässt uns aufhorchen. Bührig ist für uns ja kein Unbekannter. Er war Kopf der Neonazi-Kameradschaft Celle 73. Jahre lang hat er auch die rechtsextremen Treffen auf dem Hof Nahtz in Eschede mit organisiert. […] Vermutlich ist Bührig nicht der einzige Neonazi, der bei den Querdenkern in Celle mitmarschiert. An fast jedem Ort in Deutschland unterwandern Rechtsextreme inzwischen die Corona-Protestbewegung. Auffallend ist, dass die Bewegung sich dagegen nicht wehrt. […] Immer wieder gibt es Absprachen zwischen Rechtsextremen und den Organisatoren der „Querdenker“-Szene. So versteht sich inzwischen die gesamte rechtsextreme Szene als Teil der Corona-Protest-Bewegung. […] Kenner der Szene meinen, dass sich die Corona-Protestbewegung inzwischen so verfestigt hätte, dass die Themen bereits austauschbar wären. Wenn es nicht mehr um die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus geht, dann geht es um die vermeintliche Klimalüge. Darüber wird in der Querdenker-Szene ja auch schon diskutiert. […] Wir dürfen die Zumutungen der Querdenkerbewegung nicht weiter hinnehmen - und die Gefahren, die vom Rechtsextremismus ausgehen, nicht länger ignorieren. Wir sind aufgefordert, klar hinzusehen, klar zu reden und klar zu handeln. Wir können uns nicht länger heraushalten, wo wir rechtspopulistische oder rechtsextreme Meinungen hören. Wir müssen Stellung beziehen.“

Darüber bestand dann wahrscheinlich auch bei allen Teilnehmenden eine hohe Übereinstimmung. Die uneingeschränkt positive Bezugnahme auf „Demokratie“ und „Wissenschaft“ im Aufruf und auch in den Kundgebungsreden zeigte gleichzeitig die Schwierigkeiten des Gegen-Protests. Oder anders gesagt: „Klar denken“ kann eben auch bedeuten, manche Maßnahmen für falsch zu halten, kann bedeuten wahrzunehmen, dass gesellschaftliche Beteiligung eher unerwünscht ist, kann bedeuten, einen kritischen Blick auf die Parteilichkeit (und Instrumentalisierung) von Wissenschaft zu behalten, kann bedeuten zu thematisieren, dass die Krise eine (a-)soziale Seite hat usw.

„Gelebte Demokratie“ – so das Label des Bündnisses – war und ist eigentlich genau das, was die Bearbeitung der Pandemie vermissen lässt. Kritik wäre aber auch etwas ganz anderes als die narzisstische Besserwisserei der Querdenker-Bewegung.