Ortsrat Hehlentor offen für Quartierslösung in Sachen Fahrradverkehr

Dass Ortsräte sich mal mit Initiativen hervortun, die über die Förderung von Vereinen im Stadtteil hinausgehen, war bisher eher die Ausnahme. Wenn jetzt der Ortsrat Hehlentor die Stadtverwaltung auffordert zu prüfen, ob und wie eine Fahrradzone im Dreieck zwischen Wittinger Straße, Ostumgehung und Lüneburger Straße möglich ist, ist das ein politisches Ausrufungszeichen.

Die Initiative geht aus von Bündnis ‘90/Die Grünen und hier wohl vor allem von Andreas Lechner, der sich auch in der Kreisgruppe des Verkehrsclub Deutschland (VCD) engagiert.

Fahrradzonen sind seit zwei Jahren Bestandteil der Straßenverkehrsordnung. Sie dienen, wie es in einer Stellungnahme des Verkehrsministeriums heißt, „der Sicherheit und Leichtigkeit des Radverkehrs.“ Dabei werden die Regeln für eine Fahrradstraße in einem ganzen Quartier umgesetzt. D.h.: Es gilt Tempo 30, und es darf nebeneinander geradelt werden. PKW müssen gegebenenfalls ihre Geschwindigkeit verringern, um eine Behinderung oder Gefährdung von Radfahrer:innen zu vermeiden. Überholt werden darf nur, wenn der Platz bei Sicherheitsabstand ausreicht.

In der Antragsbegründung ist zu lesen: „Das südöstlichen Hehlentor ist [...] prädestiniert, als erster Stadtteil Celles aufzuzeigen, welche Vorteile sich durch eine faire, gemeinsame Nutzung unseres Verkehrsraumes vor allem im beengten Bestand ergeben.“ Die Autoren des Fahrradaktionsplans der Stadt Celle würden die neue Möglichkeit von Fahrradzonen in ihrem aktuellen Fachbuch „Fahrradstraßen und Fahrradzonen“ empfehlen, weil die flächige Erschließung von

Wohnquartieren mit Fahrradzonen eine essentielle Ergänzung eines linienbezogenen Radwegenetzes wäre: „Sie machen Erschließungsstraßen wieder zu dem, was sie schon immer sein sollten. Zusätzlich bieten Fahrradzonen ein hohes Potential ganze Stadtteile aufzuwerten - nicht nur durch mehr Sicherheit für Menschen und weniger Lärm und Emissionen im Wohnumfeld.“

Lechner und B’90/Die Grünen meinen, dass so überregional ein Vorzeigeprojekt für modernes, familienfreundliches Leben entstehen kann. Motto: „Die Qualität des Orts muss wichtiger genommen werden als der Drang, schnell durchzufahren.“

Fahrradzonen böten die große Chance, durch Verringerung bzw. Vermeidung von Kfz-Verkehr auch die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der gesamten Zone spürbar zu verbessern und damit Potentiale freizusetzen, die weit über die Radverkehrsförderung hinaus gehen.

Auch im Langbericht des Fahrradaktionsplanes – den die Stadt der allgemeinen Öffentlichkeit nach wie vor vorenthält – verweisen die Autoren darauf, dass sich durch den Bau der Ostumgehung Chancen für eine „fahrradorientierte Quartiersgestaltung“ ergeben würden. Dafür müsse die Nutzung und Förderung des motorisierten Individualverkehrs eingeschränkt werden.

Und diese Ausrichtung könnte nicht ins Weltbild von Oberbürgermeister Nigge passen, der jüngst – eine andere Umgestaltungsmaßnahme betreffend – feststellte: „Sollte es zu Verschlechterungen für die Autofahrer kommen, werde ich es nicht machen.“

Aber: Auf Grundlage des Fahrradaktionsplans hat die Stadt sowieso schon vor, die Spangenbergstraße, die Wittinger Straße und Braunhirschstraße zu Fahrradstraßen zu machen. Da ist die Erweiterung auf das Quartier eigentlich nur ein sinnvoller Schritt. Dazu kommt: Er selbst und seine Familie würde mit ihrem Heim und ihren Wegen im Zentrum einer damit wirklich familienfreundlichen „Zone“ leben.

In der Ortsratssitzung meinte der zuständige Fachbereichsleiter Jens Hanssen – laut CZ: „Aus Sicht der Verwaltung hat das etwas für sich. Ich habe durchaus Sympathie für den Antrag.“ Woraufhin aus der Pressestelle des Rathauses aber schnell einige Hürden aufgerichtet wurden. Fahrradzonen dürften nur in Bereichen mit einer hohen Fahrradverkehrsdichte eingerichtet werden. Was aber – darauf weisen wir hier mal hin – laut „Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung“ nicht bedeutet, dass Radverkehr in Fahrradzonen die vorherrschende Verkehrsart sein muss.