Das Jahr des Dugong

Auf gut 130 Seiten erzählt John Ironmonger „Eine Geschichte für unsere Zeit“, wie der Untertitel lautet. Aber aus einer anderen Zeit, nämlich einer, die das sechste große Artensterben hinter sich hat. Ironmongers Setting dabei: In einer fernen Zukunft wird ein Finanz“hai“ unserer Zeit auf Spitzbergen aufgetaut und wiederbelebt – Jahrhunderte nach dem Einsetzen der Katastrophe. Und dieser Toby Markham wird von „Überlebenden“ vor ein Gericht gestellt unter der Anklage der Mittäterschaft an Terrazid und Genozid. Ironmonger entwickelt daraus eine Reflexion über die ungeheuerliche Borniertheit und Entgrenzung unserer Zeit. Dem Muster klassischer Erzählungen folgend sensibilisiert Ironmonger seine Leser:innen für die wirklichen Herausforderungen.

John Ironmonger: Das Jahr des Dugong – Eine Geschichte für unsere Zeit. Verlag: S. FISCHER, ISBN: 978-3-10-397131-6, 14 Euro – In der StaBi unter Neuerscheinungen oder S Iron.


Freiheit für alle

Richard David Precht ist ein Verfechter des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE). Jetzt hat er zur Begründung ein Buch vorgelegt, das in Titel und Cover an Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ erinnern soll. Prechts These in aller Kürze: Das längst angebrochene Zweite Maschinenzeitalter selbstlernender Computer und Roboter wird die Arbeitswelt in den früh-industrialisierten Gesellschaften dramatisch unter Druck setzen.

Aus dieser Dynamik folgert Precht die Notwendigkeit eines Sprungs von der Arbeitsgesellschaft zu einer Sinngesellschaft, und er legt den Weg dar, den Überlegungen zum BGE in den letzten Jahrhunderten genommen haben - spannend dabei die Bezugnahmen auf Marxens „Maschinenfragment“.

En passent verweist der Philosoph darauf, dass der unbegrenzte Zwang zum quantitativen Wachstum zu einem gewaltigen Problem geworden ist. „Menschen, die sich unausgesetzt für die bei der Arbeit entgangene Lebensfreude materiell entlohnen und immer wieder entlohnen müssen, sind, milliardenfach multipliziert, ein Sargnagel der Menschheit.“

Das Ende der Arbeitsgesellschaft höhle parallel die daran gekoppelten Sozialsysteme aus. Das BGE stehe quer zum alten Sozialstaatsdenken. Es argumentiere nicht mit der Absicherung der Armen gegen die größte Not, sondern mit der Notwendigkeit, dass alle als vollwertige Staatsbürger:innen an der Gesellschaft teilhaben soll, ungeachtet ihres Status auf dem Arbeitsmarkt.

Bei der wichtigen Frage der Finanzierung setzt Precht auf eine Finanztransaktionssteuer, die aber nur in wenigstens europäischem Rahmen tragfähig sei. Und – problematisch: Das BGE kann nach Precht nur Staatsbür-ger:innen einschließen. - Die Freiheit wäre dann doch nicht „für alle“.

Richard David Precht: Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten. Goldmann Verlag. 538 Seiten, ISBN 978-3-442-31551-2, 24,00 Euro – StaBi unter „Bestseller Sachbuch“

… und noch ein paar Neuerwerbungen

Diehl, Katja: Autokorrektur. Mobilität für eine lebenswerte Welt. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022, 272 Seiten, – Standort: Bestseller Sachbuch
Kopmann, Mischa: Haus in Flammen. Roman. Osburg 2022, 160 Seiten, Standort: Bestseller Romane

Regener, Sven: Glitterschnitter. Roman. Berlin 2021. 480 Seiten, Standort: Bestseller Romane

Breitenwischer, Dustin: Die Geschichte des Hip-Hop. 111 Alben, Reclam Verlag 2021, 281 Seiten. Standort: Neuerwerbungen Sachbuch
Hinton, Elizabeth: America on Fire. Rassismus, Polizeigewalt und die Schwarze Rebellion seit den 1960ern, Karl Blessing Verlag 2021, 496 Seiten, Standort: Neuerwerbungen Sachbuch

Coates, Ta-Nehisi: The Beautiful Struggle. Der Sound der Straße, Karl Blessing Verlag 2021, 304 Seiten, Standort: Neuerwerbungen Sachbuch