Heinz Strunk
Ein Sommer in Niendorf

Im Unterschied zu anderen Romanen Heinz Strunks ist schwer vorstellbar, dass aus „Ein Sommer in Niendorf“ ein Film wird. Fassbinder ist halt schon lange tot. Die Beschreibung des Niedergangs des Wirtschaftsanwalts Georg Roth ist aus gutbürgerlicher Perspektive fast unerträglich, zumal Strunk seinem Helden eine melancholisch-romantische Zukunft gönnt, ein „Verschmelzen mit den Grau- und Brauntönen des Winters“.

Kurz die Geschichte: Vor Antritt eines neuen Jobs im September will der beruflich erfolgreiche, aber familiär gescheiterte Roth über die Sommermonate im Ostseebad Niendorf einen Roman über seine Herkunftsfamilie schreiben. Parallel zu seinem Scheitern an diesem Projekt lässt er sich auf den Säufer Brenda ein, der ein bisschen Zimmer- und Strandkorbverwaltung macht und einen Alkoholverkauf betreibt. Eigentlich hart gegen sich selbst, vor allem aber andere, dabei völlig empathielos, verliert Roth über diese Beziehung immer mehr Form. Eine phantasierte Romanze wird begleitet von Selbsterniedrigung und Erniedrigung. Er kann und will nicht zurück in sein altes Leben.

Heinz Strunk findet, das ist ja eine seiner Stärken, einen eigenen Sound für diese Geschichte. Wahrscheinlich hat er „vor Ort recherchiert“. Und wahrscheinlich hat es ihm Amüsement bereitet, mit seiner Story Thomas Manns „Tod in Venedig“ zu spiegeln. Genauso wie er ironisch einen Interpretationsraum bietet für die Frage: „Der Held und sein Essen“ oder mit der Bedeutung der Vornamen seines weiblichen Personals spielt. Wer Heinz Strunk mag, wird auch diesen Roman mögen. Für alle anderen ist das vielleicht eher eine Warnung.

Strunk, Heinz: Ein Sommer in Niendorf. Roman. Rowohlt 2022, 240 Seiten, Standort: Bestseller Romane

 

3 Grad mehr
Ein Blick in die drohende Heißzeit

Wie eine 3 Grad wärmere Welt aussieht, wird den Leser:innen im ersten Teil des Buchs deutlich gemacht. Es ist eine Erde, wie wir sie nicht kennen wollen. Die Ernährung der Weltbevölkerung ist nicht mehr gesichert; Millionen müssen fliehen, denen vor Ort nichts mehr zum überleben bleibt. Trotz dieses Wissens läuft die Klimapolitik - auch nach dem Pariser Abkommen - ungebremst auf diese 3 Grad wärmere Welt zu. Der zweite Teil der Aufsatzsammlung widmet sich deshalb sogenannten „Naturbasierten Lösungen“. Einige haben den Vorteil, schnell zu wirken - und "uns" einfach Zeit zu verschaffen, ohne an der Lebensweise allzuviel ändern zu müssen. Am wichtigsten: Stopp der Regenwaldabholzung. Parallel: Aufforstung in den Tropen und Subtropen,

Wiedervernässung von Mooren, Humusanreicherung in Böden. Schließlich auch die nachhaltige Nutzung von Holz im Bausektor. Zu all dem gibt es kundige Aufsätze. Klaus Wiegandt, der Herausgeber, war bis 1998 Vorstandssprecher der Metro AG und gründete im Jahr 2000 die Stiftung Forum für Verantwortung. Die Kritik an kapitalistischer Wachstumslogik bleibt – vielleicht deshalb – verhalten.

Wiegandt, Klaus (Hg.): 3 Grad mehr - ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern. München, oekom verlag 2022, 347 Seiten, Standort: Neuerwerbungen Sachbuch

… und noch ein paar Neuerwerbungen

Amiri, Natalie: Afghanistan - unbesiegter Verlierer. Berlin, Aufbau 2022, 255 Seiten, Standort: Neuerwerbungen Sachbuch

Berg, Sibylle: RCE - #RemoteCodeExecution. Roman. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2022, 608 Seiten, Standort: Bestseller Romane

Knausgård, Karl Ove :Der Morgenstern. Roman. München, Luchterhand, 890 Seiten, Standort: Bestseller Romane

Latif, Mojib: Countdown. Unsere Zeit läuft ab – was wir der Klimakatastrophe noch entgegensetzen können. Freiburg, Verlag Herder 2022, 224 Seiten, Standort: Neuerwerbungen Sachbuch

Mason, Paul: Faschismus. Und wie man ihn stoppt. Berlin, Suhrkamp 2022, 442 Seiten Standort: Neuerwerbungen Sachbuch

Winslow, Don: City on Fire. Thriller. Hamburg, HarperCollins 2022. 400 Seiten, Standort: Bestseller Romane