Die Zukunft des ÖPNV in Stadt und Landkreis Celle

Die Umstellung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auf CO2-frei Technik sollte eigentlich im Vergleich zu anderen Baustellen der Decarbonisierung ein Leichtes sein. Für einen Flächenlandkreis wie Celle ist es trotzdem eine Herausforderung. Das macht auch ein Gutachten deutlich, das voraussichtlich am 31. August vorgestellt wird – und zwar im Ausschuss für Mobilität, Gebäudewirtschaft und Klimaschutz / Kreistagssaal, 14.30 Uhr. Wir haben einen Blick auf die wichtigsten Ergebnisse geworfen:

Der Landkreis Celle, dies vorweg, ist Aufgabenträger für den ÖPNV. Zum 1. April 2025 wird dieser als „Leistung“ für zehn Jahre neu ausgeschrieben. Dafür muss der Kreistag auf politischer Ebene Vorgaben treffen, z.B. auch dahingehend, welche Antriebstechnik verwendet werden soll. Grundsätzlich gibt es eine Vorgabe durch das „Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge“. Für die Beantwortung der Frage „Wie“ wurde ein Gutachten bei der Berliner KCW GmbH in Auftrag gegeben, einem der größten ÖPNV-Beratungsunternehmen in Deutschland.

Das wichtigste Ergebnis kommt nicht unerwartet:

Batterieelektrische Busse als Depotlader sind hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Umweltnutzen für den Landkreis Celle die beste Wahl. (Alternativ wurden Brennstoffzellenbusse untersucht, die ebenfalls elektrisch angetrieben werden und den Strom aus der Umwandlung von Wasserstoff in einer Brennstoffzelle beziehen.) Brennstoffzellenbusse würden demgegenüber Mehrkosten bis zu 55 % verursachen.

Spätestens mit der Vergabe der Busleistungen ab 2025 wird daher eine schrittweise Umstellung auf Batteriebusse mit Depotladung empfohlen. Daraus leiten sich allerdings einige Vorbedingungen bzw. weitere Empfehlungen ab.

Erforderlich ist ein Betriebshof mit Ladeinfrastruktur. Das dürfte für CeBus, den aktuellen Auftragnehmer, zumindest räumlich kein großes Problem sein. Anders stellt sich die Situation für mögliche Mitbewerber:innen dar. Hier eine Chancengleichheit herzustellen, muss im Interesse des Landkreises sein. Weil: Bei einer Art Monopolstellung könnte CeBus eben auch mit einem unangemessen hohen Angebot wieder den Zuschlag bekommen. Deshalb wird vorgeschlagen, dass der Landkreis Gewerbeflächen als mögliche Betriebshöfe vorhalten bzw. anbieten soll.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Lebensdauer der Fahrzeuge wie der Infrastruktur den zehnjährigen Vertragszeitraum übersteigt. Dafür müssten, um das Risiko möglicher Bewerber:innen zu reduzieren, sogenannte Endschaftsregelungen gefunden werden.

Die Gutachter-Firma schlägt zudem eine Ausschreibung in mindestens vier Linienbündeln vor, damit auch kleinere Firmen in den Wettbewerb einsteigen können.. Zuletzt war es eine Vergabe für den straßengebunden Linienverkehr im gesamten Landkreis. Ab 2025 sollten danach ein Bündel den Stadtverkehr Celle und 3-5 Bündel im Regionalverkehr (1 West, 1-2 Nord, 1-2 Südost) gebildet werden; selbstverständlich in einem gemeinsamen Tarif- und Fahrplanverbund.

Schließlich beschäftigt sich das Gutachten auch mit sogenannten Aufwuchspfaden für die Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge, also der Frage, welche Zeiträume dafür festgelegt werden sollen. Hier wird empfohlen: a.) die Einführung in deutlich höheren Umfang, als es die gesetzliche Mindestanforderung vorsehen. b.) als Ziel die Decarbonisierung von 100 % des Stadtverkehrs und 75 % des Regionalbusverkehrs bis 2028 – beim Einstieg 2025: 50 % im Stadtverkehr und 25 % im Regionalbusverkehr.

Obwohl es angesichts der Preisunsicherheiten bei Diesel bzw. Strom viele Fragezeichen gibt, werden – bei Ausschöpfung aller Fördermöglichkeiten – Mehrkosten gegenüber reinem Dieselbetrieb von 8 Mio. Euro über den Vertragszeitraum von 10 Jahren prognostiziert.

Die dem Sektor Verkehr zuzurechnenden Treibhausgasemissionen würden sich bei der empfohlene Variante auf Einsparungen in Höhe von 34600 Tonnen CO2 über zehn Jahre belaufen. Das ist nicht so viel und macht deutlich, wie wichtig es ist, den ÖPNV zu einer gut nutzbaren Alternative zum Individual-Pkw machen. D.h.: Auch im ÖPNV reicht keine Antriebswende, sondern es muss eine Mobilitätswende her.

Quelle: Dekarbonisierung des ÖPNV im Landkreis Celle. Gutachten zum künftigen Einsatz von sauberen Bussen auf Linien in Aufgabenträgerschaft des Landkreises von KCW GmbH, Berlin