Eine menschenleere Celler Innenstadt am frühesten Morgen. Fünf link(s-radikal)e Laternen stehen in der Dämmerung beieinander und beginnen ein Gespräch.

Die Dicke und Oma Lilo (singend):
When you walk through a storm / Hold your head up high / And don't be afraid of the dark. --- At the end of a storm / There's a golden sky / And the sweet silver song of a lark. --- Walk on through the wind / Walk on through the rain / Though your dreams be tossed and blown.

Klein Jonas (steigt ein): Walk on, walk on / With hope in your heart / And you'll never walk alone. --- You'll never walk alone. --- Walk on, walk on / With hope in your heart / And you'll never walk alone. ---You'll never walk alone.

Der lange Lulatsch: Gruseligster Kitsch.

Der Besserwisser: Naja, die St.Pauli-Stadion-Hymne wäre vielleicht realistischer gewesen: „I'm gonna take you to hell.“

Der lange Lulatsch: Ist wenigstens warm in der Hölle, wie gesagt wird.

Der Besserwisser: Vorausschauende Politik besteht jetzt darin, auf einen warmen Winter zu hoffen.

Klein Jonas: Das kann schief gehen. Der Klimawandel kann uns in Nordeuropa im Winter kältere Temperaturen bescheren statt wärmere. Zumindest aber scheinen Vorstöße kalter Polarluft oder sogar von sibirischer Eisluft wahrscheinlicher zu werden. Hauptgrund ist der Polarwirbel wie im Winter 2020/2021. Also nicht trotz, sondern gerade wegen des Klimawandels.

Oma Lilo: … but with hope in your heart ...

Der lange Lulatsch (ironisch): Aber „der Robert“ ist doch fleißig dabei, unser Autokraten-Portfolio zu diversifizieren. Die tiefe Verbeugung vor Scheich Mohammed bin Hamad bin Kasim al-Abdullah Al Thani. Was soll er denn sonst noch machen, um an Flüssiggas zu kommen.

Die Dicke: … und Wasserstoff von den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht zu vergessen.

Der Besserwisser: Vielleicht hätte er sich da auch um Flüssiggas bemühen sollen, denn das klauen die Emirate ja gerade den Jemeniten.

Der lange Lulatsch (ironisch): Aber gerade waren Europäische Aufsichtsbehörden und auch die Bundesnetzagentur in Washington, um mit Freunden über die Preise für Flüssiggasimporte zu verhandeln. Der Preis hat sich ja merkwürdigerweise seit Februar verdoppelt.

Der Besserwisser: Die Märkte regeln halt alles.

Oma Lilo: Und was sagen deine Fridays dazu, Jonas?

Klein Jonas: Ich denke schon, dass es ein Bewusstsein gibt für die Ärmsten der Gesellschaft.

Der lange Lulatsch: Wozu die meisten Aktivist:innen nicht gehören.

Klein Jonas: Das kannst du jetzt nicht jenen vorwerfen, die sich engagieren, oder? Wir haben gesagt: „Die aktuellen Entlastungspakete der Regierung treffen einen wichtigen Punkt, die konkrete und sofortige Hilfe für die Menschen, aber greifen zu kurz: Sie sind zu unkonkret, um wirklich diejenigen zu entlasten, die es am meisten brauchen. Und: Sie wirken nicht transformativ.“

Der lange Lulatsch: Transformativ sind jetzt LHG-Terminals für Fracking-Gas, Öl- und Gasförderung in der Nord- und Ostsee, Verlängerung für Kohle- und Atomkraftwerke.

Klein Jonas: Ich werde jetzt nicht die Grünen verteidigen.

Oma Lilo: Und Schuld ist ja sowieso … Putin.

Die Dicke: Aber ist doch merkwürdig, dass Energie bei unseren Freunden soviel teurer ist als bei unserem Feind. „Große Westverschiebung bei Gas“ titelte die FAZ und informiert: 2021 wurden aus Russland 147 Mrd. Kubikmeter Gas bezogen, und 82 Mrd. aus Norwegen und 22 Mrd. aus den USA. Für 2026 wird damit gerechnet, dass es aus Russland nichts mehr zu verbrennen gibt und dass 111 Mrd. Kubikmeter aus Norwegen kommen, 23 Mrd. aus Katar und 130 Mrd. aus den USA.

Oma Lilo: Das ist jetzt nicht weniger, oder?

Der Besserwisser: Mit Wachstum aus der Krise, ein Mega-Wumms.

Der lange Lulatsch: Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf dem Grünen-Parteitag: „Wir haben für den Klimaschutz in den letzten Monaten weiß Gott nicht nur Hilfreiches beschlossen.“

Der Besserwisser: Aber „der Cem“ mit Hoffnung im Herzen: „Überlassen wir bitte das Jammern den anderen, wir sind die Macher-Partei.“

Oma Lilo (an Klein Jonas gewandt): Aber vielleicht rettet euch ja auch eine fette Wirtschaftskrise den Arsch ...

Die Dicke: … oder ein kleiner Atomkrieg.

Klein Jonas: Prima Idee. Schon 100 Nuklearsprengköpfe würden reichen, die Temperaturen um 3 °C zurückgehen zu lassen. Mit der Folge, dass zwei Milliarden Menschen verhungern. Und die enormen Mengen an Treibhausgasen aus den Bränden würden ein paar Jahre später zu enormen Temperatursteigerung führen. Erst Eiszeit, dann Hitzetod.

Oma Lilo: Immerhin wäre Putin Schuld und nicht wir.

Der lange Lulatsch (zynisch): Aber die Ukraine muss gewinnen. Und deshalb fordert Selenskyj für den Fall der Fälle die westlichen Atommächte auf, „entschlossen zu reagieren“, also atomare Gegenschläge ins Auge zu fassen.

Oma Lilo: Bekommen wir wenigstens eine Weihnachtsbeleuchtung?

Die Dicke: „Definitiv“, hat Stadtprecherin Krause versichert und sieht einen Kompromiss in zeitlich beschränkter Beleuchtung. Die Grünen wollen reduzieren, aber die AfD meint: unverzichtbar. Und gerade gab es auch einen Förderbescheid über 198.697,27 Euro für das Projekt „Herbst- und Winterbeleuchtung in der Celler Innenstadt“. Damit lässt sich doch was machen. Obwohl: Der Verwendungszweck geht wohl eher in Richtung Sicherheit.

Der Besserwisser: Vielleicht lässt sich das ja umdeuten in „Umsatzsicherheit“.

Oma Lilo: Sicherheit ist immer wichtig, und Glühwein … und Solidarität – (beginnt zu singen): „And with hope in your heart / And you'll never walk alone. ---You'll never walk alone.“