Revista #77
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„Du kennst mich doch, ich hab' nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier!“
Methusalix
Die Festung Europa ist zur Zeit durchlässiger, als wir es für möglich gehalten haben. Und Deutschland ist ins Zentrum der Fluchtbewegung aus den Kriegs- und Armutsregionen gerückt. Wie 1989/90 haben viele von uns das Gefühl einer „Zeitenwende“ - ob es eine ist und wohin die Reise geht, ist aktuell jedoch kaum zu sagen. Deshalb unser Titelbild.
Von 1949 bis zum Bau der Mauer hatten 2,7 Millionen DDR-Bürger*innen rübergemacht. Das Ende der DDR wurde von der zweiten Abwanderungswelle begleitet. Die Massenflucht der Jahre 1988/89 über das befreundete Ausland (Ungarn, CSSR, Polen) führte bis Ende 1989 rund 880.000 Menschen in den Westen. In den folgenden vier Jahren verließen 1,4 Mio. Bürger*innen ihre ostdeutschen Herkunftsländer.
Ist der Westen Deutschlands das Paradies? Aus der Ferne betrachtet wohl ja. Die Realität war auch für viele Bürger*innen der DDR dann eine andere. Für die jetzt nach Deutschland Flüchtenden wird diese Erfahrung erheblich bitterer sein.
Was kann in dieser Zeit der Job sein von Bewegungslinken? Mal wieder die uneingelösten Ideen von "Freiheit - Gleichheit - Solidarität" in Stellung bringen gegen die Verwertungs- und Nützlichkeitserwägungen des kapitalistischen Alltags? Ja.
Unsere nächste Ausgabe erscheint wie üblich erst im Februar - bis dahin
Eure revista
Revista #76
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FIRE AND FORGET*
vergessen, nicht
sich erinnern
sich umdrehen und staub
aufs gedächtnis
feuern und vergessen
staub fällt aufs gedächtnis
auf waffen, die
feuern und feuern und
OSKAR ANSULL
* Werbespruch der Firma Rheinmetall aus den 80er Jahren
„Fire and Forget“ ist ein aus dem Militärjargon stammender Begriff für Waffensysteme, die aus gefahrloser Distanz zum „Feind“ ausgelöst werden. Das Gedicht ist aus Oskar Ansulls Band „Entsicherte Zeit“ aus dem Jahr 1988. Seit kurzem gibt es eine Postkarte mit dem Gedicht – kostenlos z.B. im Weltladen, im Rio's oder im Café Wichtig.
Das Foto auf der Titelseite ist in Unterlüß bei den „Feierlichkeiten“ zur Übergabe des von Rheinmetall (und Krauss Maffei) gefertigten Schützenpanzers Puma an die Bundeswehr entstanden – rechts Rheinmetallchef Papperger und (zweiter von links) der CDU-Bundestagsabgeordnete Otte.
„Fire and Forget“ steht auch für Verantwortungslosigkeit. Wer einen Rüstungskonzern leitet oder als Politiker die Produktion von Kriegswaffen und deren Export fördert, kann kein guter Mensch sein – da geben wir mal dem Papst recht.
Bis zur nächsten Ausgabe im November wünscht alles Gute - eure revista
Wir sehen uns zwischendrin mal am Sonntag, den 6.9., 14 Uhr, geht’s auf der Anlage des BGC um den „revista-cup“ - wer sich vor dieser Herausforderung drücken will, kann auch gleich auf unser Konto spenden; siehe unten. Ansonsten mehr auf Seite 26.
Revista #75
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„Demokratie darf nicht am Fabriktor, auch nicht an der Bürotür, enden. Wer produziert was, wie und für wen? Welche Investitionen sorgen für mehr Wohlstand in der Gesellschaft und welche nur für mehr Profit? Wie wird der sozialökologische Umbau gestaltet? Die Entscheidung all dieser Fragen dürfen wir nicht gut bezahlten Managern oder den unsichtbaren Gesetzen des Marktes überlassen.“
Bernd Rixinger
Ja, wir freuen uns über jeden Streik. Deshalb haben wir die streikenden Erzieher*innen auf unser Titelbild gepackt (oben das vorn nicht ganz so gut zu erkennede Transparent) und eine Rede zum Thema von Jutta Duensing findet ihr auf Seite 8. Dabei ist uns mal wieder aufgefallen, wie wenig wir von dem „Leben“ hinter den Fabriktoren und Bürotüren berichten. Auch wenn wir uns aus bekannten Gründen darüber freuen, wenn die „Drill, baby, drill“-Euphorie ins Stocken kommt, sind wir – und auch unsere Leser*innen – daran interessiert, was z.B. in den lokalen Betrieben der Erdöl-Zulieferindustrie läuft: Wie beispielsweise die Entlassungen bei der ITAG umgesetzt werden? Ob es Kämpfe der Beschäftigten gegen diese Entlassungen gibt? Ob es Phantasien der Beschäftigten zur Konversion ihrer Branche gibt? usw. usw.
Wir würden uns darüber freuen, Informationen von Betriebsräten, Vertrauensleuten oder roten Maulwürfen – aus allen Branchen und Dienstleistungssektoren – zu bekommen. Selbstverständlich wird das vertraulich behandelt – also: einfach ab damit an unsere e-mail-Adresse (unten im Kasten).
Bis zur Septemberausgabe – eure revista
Revista #74
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Hallo,
da es uns so besser in den Kram passte (wegen Gartenarbeit, "Urlaub" und allerlei anderer schöner und lästiger Alltagsnotwendigkeiten), ging das Heft für April und Mai so frühzeitig in Druck, dass wir den "Stinkefinger" in den Laternengesprächen nicht mehr unterbringen konnten - und wir ihn deshalb auch nicht den CDU-"Politikern" im Klein-Hehlerner Ortsrat zeigen konnten, die vom Rommeln nicht lassen wollen.
Trotzdem ist das Heft wieder pickepacke voll mit nützlichen und unnützen Informationen, zumeist über die kleine Welt vor unserer Haustür, in Teilen aber auch mit Geschichten aus der großen weiten Welt, die uns auf die Füße fallen. Dass es die REVISTA jetzt seit über 15 Jahren gibt, hat wohl auch damit zu tun, dass wir uns mit "issues" befassen, die über den Dunstkreis unserer kleinen Stadt hinaus kaum interessieren & wir aber meinen, uns hier auszukennen. Zu den ganz, ganz großen Fragen der Zeit haben wir zwar ebenso allerhand Analysen und Meinungen - aber wir üben uns in Zurückhaltung, weil Ihr das besser von den überregionalen Magazinen Eures Geschmacks zerlegen lasst.
Thematisch gibt's wieder einen großen Block zur SVG-Y-Trassen-Diskussion, diesmal zur Frage, was eigentlich das Dialog-Forum bringen kann - und was nicht. In der lokalen Energiepolitik ist ja einiges in Bewegung gekommen mit den Stadtwerken als neuem Akteur. Da stellen wir erfreut fest, dass die Geschäftsführung mit Ankündigungen hinsichtlich Investitionen in Regenerative Ernst macht, und registrieren unerfreut, dass gleichzeitig unser Lieblingsfeind, die Celle-Uelzen Netz GmbH (formerly known as SVO - und Teil des E.on-Konzerns) wegen des lästigen Konkurrenten gleich mal die Zuschüsse zum lokalen Klimaschutzfonds kürzt.
Dass und warum die große Welt der Freihandelsankommen den Stadtrat beschäftigen sollte, bringen wir Euch ebenso näher, wie wir Euch den Besuch der Ausstellung von Peter Basseler ans Herz legen, in dessen Schaukästen die kleine Welt um uns herum gewaltig ins Wanken gerät.
Griechenland ist Thema der Laternengespräche wie auch eines Artikels von Gregor Kritidis, mit dem Ihr im Mai auf einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung diskutieren könnt.
Unser Titelmacher hat sich auf einer Rückfahrt aus der Hauptstadt überlegt, dass wir Euch auf den 70. Jahrestag des "Celle Massacres" aufmerksam machen sollten - und auf das Mahnmal in den Triftanlagen, das merkwürdigerweise immer noch sehr viele Leute nicht kennen. Im Heft gibt's dazu insoweit etwas, als wir mit Reinhard Rohde und Tim Wegener zu ihrem demnächst erscheinenden Buch über "Frühe Berichte von der Verfolgung in Celle" ein Interview geführt haben, wie auch das Buch "Kindermord im Kranbkenhaus" des CZ-Blattmachers Andreas vorstellen.
Kulturell lohnt neben der Basseler-Ausstellung ein Gang in die Gotische Halle, wo noch die Ausstellung des Kunstvereins zu deren 50-jährigem Jubiläum läuft. Fürs Ohr empfehlen wir die Tim Mitchell Band, die am 20. und 21. April zwei Tage im Herzog Ernst gastiert. Und in Sachen Film weisen wir an dieser Stelle mal darauf hin, dass der Journalist Ulrich Chaussy, der Protagonist des Films "Der blinde Fleck" über das Oktoberfestattentat, sich am 7. Mai nach der Vorführung der Diskussion stellt.
Viel los im Frühling 2015, oder? - Das nächste Heft gibt's dann zum Juni.
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